Wien - Die heimische Molkereibranche hat ihre Umsätze im abgelaufenen Jahr um 4,2 Prozent auf 2,43 Mrd. Euro gesteigert. Die Gewinne, die sie dabei erzielte, waren laut Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) gering. "Die Ertragssituation der Molkereien ist sehr bescheiden - die zehn größten Verarbeitungsbetriebe haben ein äußerst knappes EGT", so VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer.

Das bereinigte Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von Berglandmilch, NÖM AG, Gmundner Milch & Co sei 2014 gegenüber 2013 im Schnitt von 0,5 auf nur 0,4 Prozent der Betriebsleistung gesunken. "Das ist deutlich unter der Inflationsrate", sagte der VÖM-Chef am Mittwoch vor Journalisten in Wien.

Die österreichischen Bauern lieferten im Vorjahr 3,06 Mrd. Kilo Milch - das war deutlich mehr als in den Jahren davor, 2014 waren es 2,93 Mrd. Kilo, 1994 sogar nur 2,21 Mrd. Kilo. Die gelieferte Menge entspricht aber nur 2 Prozent der europäischen Milchmenge. Die durchschnittliche Milchanlieferung erhöhte sich im abgelaufenen Jahr gegenüber 2013 von 89,3 auf 97,2 Tonnen pro Milchbauer - vor 20 Jahren waren es erst 26,9 Tonnen.

Zu viel Milch

Költringer schätzt, dass hierzulande zuletzt 160.000 Tonnen Milch zu viel an die Molkereien geliefert worden sind. Die Überschreitung der nationalen EU-Quote dürfte die überliefernden Betriebe eine Zusatzabgabe von insgesamt 45 bis 50 Mio. Euro kosten, die ihnen vom Milchgeld abgezogen und nach Brüssel abgeführt wird.

Das Milchgeld pro Lieferant stieg im Vorjahr laut VÖM von 37.552 Euro auf 42.959 Euro um 14,4 Prozent. Der Milchpreis für die Bauern (inklusive Steuer) habe sich im Schnitt über das gesamte Jahr um 5,1 Prozent auf 44,19 Cent pro Kilo erhöht - ohne Umsatzsteuer waren es 38,97 Cent.

Allerdings machte der Preis heuer in den ersten beiden Monaten vor der Aufhebung der EU-Milchquote (per Ende März) einen Ruck nach unten - auf 39,25 (brutto) bzw. 34,07 Cent (netto). Vor dem EU-Beitritt Österreichs (1994) lag der Milchpreis noch bei 45,57 bzw. 41,77 Cent je Kilo. Költringer rechnet für das dritte und vierte Quartal 2015 mit einer "Stabilisierung der Preise". Die für den Export günstige Euro-Dollar-Relation sei sehr positiv. "Dadurch ist auch eine Entspannung des Milchpreises zu erwarten." Der wichtigste Abnehmer milchwirtschaftlicher Exporte ist aber das Euro-Land Deutschland. 2014 gingen 47,6 Prozent des gesamten Exportvolumen von 1,185 Mrd. Euro in das Nachbarland. Österreich importierte im Vorjahr Milcherzeugnisse im Volumen von insgesamt 738 Mio. Euro.

Mehr Milch

Mit der Liberalisierung des Milchmarktes dürften die heimischen Milchmengen um 5 bis 10 Prozent steigen - "aber nicht von heute auf morgen, sondern in den nächsten vier bis fünf Jahren", erwartet Költringer. Die heimischen Erzeuger wollen auch international mit Qualität - Gentechnikfreiheit, Heumilch und Bio - punkten. Der VÖM-Geschäftsführer hofft auch auf eine Lockerung des Russland-Embargos. Für den Export laktosefreier Produkte werde in puncto russischer Einfuhrstopp eine Entspannung erwartet. "Das sollte den europäischen Milchmarkt deutlich entlasten", meinte der VÖM-Chef. Es gebe nur noch "behördliche Geschichten, die hoffentlich in den nächsten Wochen ausgeräumt sein werden".

Die bäuerlichen Betriebe in Österreich sind äußerst klein strukturiert - ein durchschnittlicher Milchbauer hat 16,8 Kühe - in Norddeutschland etwa sei der Kuhbestand deutlich höher als bei uns", die Milchlieferanten haben zum Teil 1.500 Kühe und wollen nach dem EU-Quotenende weiter aufstocken. Hierzulande sperren viele die Stalltür endgültig zu. Die Zahl der Milchbauern mit A-Quote (Molkerei-Anlieferungsquote) habe sich im Vorjahr gegenüber 2013 um 4,1 Prozent auf 31.500 weiter verringert. Vor 20 Jahren gab es noch 81.902 Milchlieferanten. (APA, 9.4.2015)