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Österreich gibt 2,9 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Familienleistungen aus.

Foto: dpa/Arne Dedert

Wien – Österreich unterstützt Familien immer noch zu großen Teilen durch Geldleistungen und nicht durch Sachleistungen wie Kinderbetreuungsplätze. Ein aktueller Bericht der Ökonomin Margit Schratzenstaller für das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zeigt, dass der Staat 2013 zwei Drittel der Familienförderungen in Form direkter Geldleistungen ausgab. "Diese Struktur der Familienleistungen unterstützt tendenziell ein Familienmodell, in dem Mütter den größeren Teil der Betreuungsarbeit übernehmen", schreibt Schratzenstaller.

Österreich hat 2013 insgesamt 9,3 Milliarden Euro für Familienleistungen ausgegeben. 2006 waren es noch 7,9 Milliarden (siehe Wissen). Zwar wurden Kinderbetreuungsplätze ausgebaut, aber auch der Kinderfreibetrag und die Familienbeihilfe wurden erhöht.

Insgesamt gibt der Staat laut den Berechnungen Schratzenstallers von 2014 bis 2018 durch die Verdopplung des Kinderfreibetrags und die Erhöhung der Familienbeihilfe 1,1 Milliarden Euro aus. Dem gegenüber stehen 750 Millionen Euro, die bis 2018 in den Ausbau der Betreuungseinrichtungen fließen sollen. Damit würde keine deutliche Trendwende bei der Familienförderung eingeleitet, kritisiert die Wirtschaftswissenschaftlerin in ihrem Bericht.

Mehr Geld für Kinderbetreuung

Im Gespräch mit derStandard.at sagte Schratzenstaller, dass bereits erste wichtige Schritte für den Ausbau der Kinderbetreuung gesetzt worden seien. So gab der Staat 2013 bereits rund 19 Prozent des Budgets für Familien für Kinderbetreuungseinrichtungen aus. 2006 waren es noch 11,2 Prozent gewesen. Inzwischen werden auch 25 Prozent der unter Dreijährigen betreut. Österreich nähert sich also seinem Ziel an, dass 33 Prozent dieser Kinder in Kinderkrippen, Kindergärten oder bei Tageseltern betreut werden sollen. "Es gilt, diese Maßnahmen zu verstärken", sagt Schratzenstaller.

Vorbilder Deutschland und Schweden

Zudem sei es nötig, weiter die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Väterbeteiligung zu erhöhen. Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) plant im Zuge der Reform des Kinderbetreuungsgeldes einen erweiterten Väterbonus. Zusätzlich soll ein Kinderbetreuungsgeld-Konto statt der derzeitigen Pauschalvarianten eingeführt werden. "Der Bonus ist eine gute Idee und die grundsätzliche Stoßrichtung ist richtig", sagt Schratzenstaller dazu. Sie verweist auf die Modelle der Väterbeteiligung in Deutschland und Schweden, die als Vorbild dienen können.

In Deutschland wird Mitte 2015 ein "Partnerschaftsbonus" eingeführt, der finanzielle Anreize bringt, wenn beide Eltern ihr Kind betreuen. In Schweden erhalten Eltern mehr Geld, wenn sich Vater und Mutter die Kinderbetreuung gleichmäßig untereinander aufteilen.

Unternehmen miteinbeziehen

Ansetzen sollte man aber nicht nur im Bereich der öffentlichen Hand, sondern auch bei den Unternehmen. In Österreich gibt es noch eine gewisse Anwesenheitskultur", sagt Schratzenstaller. Mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Führungspositionen auch in Teilzeit seien notwendig.

In Zeiten des Sparens werden laut dem Wifo-Bericht international auch Familienleistungen gekürzt. So haben etwa Dänemark und Frankreich das universelle, einkommensunabhängige Kindergeld für Eltern mit hohem Einkommen eingeschränkt.

Karmasin sieht sich bestätigt

Familienministerin Karmasin sieht ihren Weg durch die Studie bestätigt. "In den letzten Jahren wurden bereits wichtige Schritte zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zur Erhöhung der Väterbeteiligung gesetzt, die wir nun mit weiteren konkreten Maßnahmen verstärken werden", sagt sie in einer Aussendung. Neben den Geldleistungen werde die Regierung auch die Sachleistungen für Familien in den kommenden Jahren mit den Ausbauoffensiven bei der Kinder- und schulischen Nachmittagsbetreuung deutlich erhöhen. (koli, derStandard.at, 9.4.2015)