Franz Gregor als Gustav Meister als Macheath.

Foto: Fischamender Spielleut/Franz Gregor

Fischamend - Die Bretter, die die Welt bedeuten, sind hier eher provisorischer Natur. Ein Charme des Hausgemachten umgibt die Produktionen der Fischamender Spielleut, denn für nicht einmal ein Dutzend Vorstellungen im Jahr tritt die Laientheatergruppe vors Publikum. Jetzt ist es wieder so weit, gegeben wird Alayn Ayckbourns Einer für alles: ein Stück über eine Laientheatergruppe, die John Gays Beggars Opera (1728) probt.

Die Konstellation der Laiendarsteller, die Laiendarsteller spielen, würde Ayckbourn gewiss amüsieren. Denn geschrieben 1984, zur Blütezeit des postmodernen Theaters, trägt das Stück die Auseinanersetzung mit der Schauspielzunft parodistisch in sich ("Mehr Gesten!"). Typisch postmodern auch sein Aufbau als Szenencollage: Das Stück, der Probenprozess und das Privatleben der Laiendarsteller ergeben eine Verschachtelung der drei Handlungsstränge, die immer komplexer wird, bis der "Eine für alles" (für die Bühne sowie fürs Bett) als Hauptdarsteller und Hauptfigur am Galgen hängen soll.

Gutelaunetheater mit melancholischem Schwenk

Doch bis dahin geht es zwei Stunden lang rund: Die Pornobildchen, die auf der anderen Wandseite der Fassade (auch das Messer, das Macheath alias Mackie Messer in Bert Brechts Dreigroschenoper, einer Aktualisierung von Gays Stoff, auf die sich Ayckbourn ebenso beruft, hat, sieht man bekanntlich nicht!) bei Jürgen und Fay zur Anregung der Swingerlaune hängen, sind vergleichsweise harmlos. Die ihrer unglücklichen Ehe wegen lispelnde Hannah (S. Kotlan) ist da menschlich tragischer, die Grundstücksschieberei von Joe und Rebecca gar strafbar.

Also möchte man hoffen, dass sich die Parallelen zwischen Darstellern und Dargestellten mit dem Laienspielerdasein erschöpfen. Doch wer weiß, schöne Fassaden und akkurate Gärten gibt es auch in Fischamend ...!

Unentgeltlich haben die 15 Darsteller und Regisseur Franz Herzog monatelang nicht nur an ihren Rollen, sondern ebenso an Ausstattung, Musik (Klavier: Darya Volkova) und Technik gearbeitet. Das Publikum dankt ihnen, indem es das Gutelaunetheater, melancholischen Schwenk inklusive, mit viel Zwischenapplaus goutiert. Im Ambiente eines gediegenen 70er-Jahre-Sozialismus ist das Theater vom Volk für das Volk! (Michael Wurmitzer, DER STANDARD, 9.4.2015)