Ein Herrenwitz, der sich gewaschen hat: Entertainer Dirk Stermann als körperbewusstes ehemaliges Zwieback-Testimonial Barney Schweinheimer in der von Antonin Svoboda inszenierten Männerkomödie "Drei Eier im Glas".

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Wien - Als Dirk Stermann und Christoph Grissemann sich vor ein paar Jahren für den Film Immer nie am Meer mit Heinz Strunk zusammentaten, war die Rede von einer Psychogroteske. Ein Genrebegriff, der sich nun auch trefflich auf Drei Eier im Glas anwenden lässt. Eine Fortsetzung im strengen Sinn ist dieser nicht, aber doch ein neuer Anlauf in eine ganz bestimmte Richtung: Was wird aus einer Komödie, wenn sie sich nur sehr geringfügig dafür interessiert, lustig zu sein?

Im vorliegenden Fall reicht im Grunde eine kleine Lautverschiebung, um das Ausmaß des Spaßes zu ermessen: "Sax up your life", so lautet die Devise. Bei einem Saxofonkurs für Singles treffen Dragan Kuhl (Grissemann) und Barney Schweinheimer (Stermann) aufeinander und auf den Musikus Kiesel (Strunk). Kuhl ist der Sohn der "Ribiselmörderin von Döbling", die seinerzeit seinen Vater ermordet hat und dafür nun in einer sehr weißen Haftanstalt einsitzt. Schweinheimer hat in den 90er-Jahren einmal Werbung für Zwieback gemacht, wird deswegen auch noch gelegentlich erkannt, steht aber de facto ohne Geld und ohne Obdach da.

Das Anwesen, das Kuhl von seiner entmündigten Mutter übernommen hat, ist groß genug, um dort allein Tischtennis zu spielen, aber auch, um verkrachten Männern eine Bleibe zu bieten. Die Stimmung ist eindeutig homosozial, nur für eine bestimmte Form heterosexueller Entspannung suchen die Herren gelegentlich ein Etablissement auf, in dem sie auf Roxanne treffen. "Unser kleiner Staubsauger" bleibt aus guten Gründen unsichtbar, die Situation reicht gerade dafür hin, dass Schweinheimer sich blöd stellen kann, während er auf die Anwesenheitsliste der Damen starrt: "Man sieht hier nur die Münder."

Trostloses Geblödel

Die Szene enthält alles, was man über das Geblödel in Drei Eier im Glas (Regie: Antonin Svoboda) wissen muss. Dass Stermann und Grissemann sich dabei in erster Linie selbst auf die Schaufel nehmen, dass sie Figuren in epischen Midlifekrisen spielen, dass Strunk das Prinzip Trostlosigkeit mit seltener Radikalität verkörpert, dass das einzige Ausflugsziel für diese Männergruppe der immer noch strahlende Reaktor in Tschernobyl ist, das sind alles ehrenwerte Versuche, den gespielten Herrenwitz ironisch aufzuwerten.

Dabei kommen die Entertainer einander aber selbst in die Quere: Denn eigentlich zielt das ja alles deutlich auf ein konsequentes "No Fun" im Sinne Helge Schneiders, auf eine Aufhebung des Prinzips Pointe in reine Nonsense-Musikalität. Doch spürt man immer wieder, dass sich Stermann und Grissemann im psychogrotesken Bereich wohler fühlen. So hat das alles immer noch Elemente einer Geisteraustreibung, wobei die Vorstellung, wie sich dieser "private kloane Life Ball" entwickeln würde, ließe man dieses "Männerheim" mit sich allein, etwas durchaus Unheimliches hat.

In Deutschland gab es neulich eine richtige Komödie mit dem Titel Männerhort, die an ähnliche Gefühlskonstellationen appellierte. Im Vergleich zu dem dort veranstalteten Desaster ist Drei Eier im Glas sogar fast schon wieder gut, man muss nur an die "innere Erotik" glauben, die hier zwischen nekrophilen Sitcoms und unvermuteten Youtube-Hits nach Ausdruck sucht. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 9.4.2015)