Der tschechische Präsident Milos Zeman hat US-Botschafter Andrew Schapiro die Tür der Prager Burg quasi vor der Nase zugeknallt. Der Anlass könnte kaum nichtiger sein: Schapiro hatte sich auf Anfrage eines Fernsehmoderators zur geplanten Teilnahme Zemans an den Moskauer Feiern zum Sieg über Hitlerdeutschland in diplomatischer Zurückhaltung geübt. Er wolle Zeman keine Vorschriften machen; nur symbolisch sei die Sache im Hinblick auf die Ukraine-Krise vielleicht etwas heikel. Das ist die erwartbare Standardantwort eines Botschafters, der dem Respekt gegenüber dem Gastland ebenso verpflichtet ist wie der offiziellen Außenpolitik seines Staates.

Daraus einen Konflikt auf höchster Ebene zu konstruieren, das entspringt entweder der Unfähigkeit, auch mit leisester Kritik vernünftig umzugehen, oder politischem Kalkül, das sich gegen die eigene Regierung richtet: In Moskau wurden - im Gegensatz zu Prag - die polternden Töne Zemans wohlwollend zur Kenntnis genommen. Eine Parallel-Außenpolitik der Prager Burg hat spätestens seit der EU-Allergie von Zemans Vorgänger Václav Klaus Tradition.

Als demokratisch gewählter Präsident hat Zeman jedes Recht zur Teilnahme an den Moskauer Siegesfeiern. Die Kommunikation mit dem Botschafter eines anderen Landes zu verweigern, das zeugt jedoch von grundsätzlichem Unverständnis der Diplomatie, die gerade in Zeiten militärischer Muskelspiele wichtig ist. (Gerald Schubert, DER STANDARD, 8.4.2015)