Die Krawatte behielt er in der Hosentasche. Die Bekannten, die bereits bei Google arbeiteten, rieten ihm zwar davon ab, in Krawatte und Anzug zu erscheinen - "die werden denken, du verstehst ihre Kultur nicht, wenn du im Anzug kommst". Laszlo Bock aber, heute Personalverantwortlicher bei Google, traute dem Rat aber nicht ganz und ging auf Nummer sicher.

Menschen machen Google aus

Den Job hat er natürlich bekommen - seine Erfahrungen bei Google teil er nun im Buch "Work Rules", das diese Woche auf Englisch erscheint. Das Buch bietet Einblicke in den Tech-Konzern und durch die Ansichten von Bock bekommen die Leser auch mit was hinter "der Kultur" steckt und warum sie für Google so zentral ist.

Google, so schreibt Bock, gehe im Recruitig viel weiter und nicht die klassischen Wege. Wenn man nach dem besonderen bei Google fragt denken viele sofort an die Gourmet-Kantine, die im Campus liegenden Fitness-Studios, die man natürlich gratis benutzen kann, oder die anderen materiellen Leistungen für die Mitarbeiter. Bock hat aber eine andere Antwort - was Google so außergewöhnlich mache seien die Menschen. Eine - wie er selber im US-Magazin "Fast Company" zugibt - etwas abgedroschene Antwort. Andererseits macht sie auch darauf aufmerksam, welchen Wert der hiring process im Unternehmen hat. Die Leute gut auszusuchen und durch diese Selektivität in der Folge auch die Früchte zu ernten ist für Bock eine hohe Kunst.

Enorme Freiheiten

Nicht nur er ist der Meinung, dass die Leute Google ausmachen und das wertvollste am Unternehmen sind. Eine Umfrage unter den 100 ersten Mitarbeitern, die bei Google eingestellt wurden, kam ebenfalls zu diesem Schluss. Eine weitere Besonderheit bei Google laut Bock: "Wir geben unseren Leuten eine enorme Freiheit und wir stützen die Aktivitäten durch wissenschaftliche Daten dafür, wie Teams am effizientesten arbeiten", sagt er zu Fast Company.

Kein Geheimnis ist, wie selektiv Google dabei vorgeht, die richten "Googlers" zu finden. Zwei Millionen Bewerbungen würden das Unternehmen jährlich erreichen - inklusive Besonderheiten: Bock erhielt T-Shirts mit darauf gepressten Lebensläufen, Sneakers von jemandem der "einen Fuß in die Tür" bekommen wollte und andere Absurditäten. Nur einen Bruchteil dieser Bewerbungen jedes Jahr zu akzeptieren mache Google 25-Mal so selektiv wie Harvard, Yale und Princeton. Ein großes Defizit räumt Bock aber auch ein - bei Frauen und Minderheiten müsse das Unternehmen noch viel nachholen. Wie auch andere Tech-Riesen fehlen auch bei Google Frauen. Das Unternehmen nimmt deshalb viel Geld in die Hand und finanziert Workshops und Bildungsprogramme.

Was ist diese "Googleyness"?

Um die schon erwähnte Google-Kultur zu erhalten wurde ein eigener Posten geschaffen: Stacy Sullivan soll dafür sorgen, dass Google sich selbst treu bleibt. Was heißt das? "Googleyness" hätten nicht die Leute, die versuchen nach Google auszusehen, sagt Bock. Vielmehr hätte diese Eigenschaft damit zu tun anders zu sein, "offbeat" wie die US-Amerikaner sagen, jemand der den Status Quo ständig pusht und kritisiert.

Wie auch Mark Zuckerberg vor wenigen Wochen auf einer Konferenz verriet, rät auch Bock dazu nur Leute anzustellen, die besser und qualifizierter sind, als man selbst. Sich mit Stärkeren zu umgeben solle nicht einschüchtern, für Erfolg sei dieser Schachzug essenziell.

Unfair Bezahlen

Ein weiterer Tipp von Bock ist die wirklich besten Mitarbeiter besser zu bezahlen. "90 Prozent, wenn nicht mehr, vom Wert eines Teams kommt von den besten zehn Prozent", schreibt Bock. "Diese Leute sind mehr Wert als andere. Und das sollten sie spüren." Die B-Mannschaft möge dann zwar etwas unglücklich sein, aber eine ehrliche Erklärung und vor allem Tipps was Mitarbeiter tun können, um auch zu den oberen zehn Prozent zu gehören, würden für Verständnis und Motivation sorgen. Großzügig müsse man in der öffentlichen Anerkennung von Leistungen sein: "Feiern Sie die Erfolge von Teams." (red, derStandard.at, 7.4.2015)