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Thomas Forstner 2015 – und sein lila Song-Contest-Anzug von 1989.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Lieber Herr Forstner, Hand aufs Herz, ganz ehrlich unter uns ... irgendwie nehme ich es Ihnen nicht ganz ab, wenn Sie da ins nostalgische Schwärmen geraten, wie super nicht alles gewesen sei beim Song Contest. Zwar erreichten Sie 1989 sensationell Platz fünf (was in den Jahren zwischen Udo und Conchita wie ein Schluck kleschkaltes Kristallwasser in der Wüste war), aber das Ergebnis zwei Jahre später, als Sie mit null Punkten hingerichtet wurden, das muss wehgetan haben.

In "Vienna Calling", der samstäglichen Serie in ORF 2, die das Song-Contest-Fieber bis Ende Mai auf mehr als 37 Grad halten soll, haben Sie und andere dann noch anlässlich einer Ausstellung im Wiener Haus der Musik zum Mikrofon gegriffen. Kompliment, stimmlich super – und auch optisch okay jetzt. Haben Sie eigentlich jemals Ihren Friseur wegen der Song-Contest-Mauerwelle verklagt? Jedenfalls muss man ein ums andere Mal froh sein, dass die Achtziger vorbei sind.

Ein Serientäter ist Gary Lux: Ganze sechsmal stand er als Lead- oder Backgroundsänger beim internationalen Wettsingen auf der Bühne. Es scheint ihm also eher gefallen zu haben, auch wenn die Erfolge nicht berauschend waren. Seine Frisur heute ist überschaubarer als der Föhnwuschel der Eighties. (Über juristische Auseinandersetzungen mit seinem Figaro ist nichts überliefert.)

Und da war dann auch Tony Wegas zu sehen und zu hören. Stattliche Figur und druckvolle, bluesige Stimme. Scheint wie Rotwein und Joe Cocker mit dem Alter besser zu werden. Bloß Interviews will er keine mehr geben – er ist wohl nachhaltig sauer auf die Medien, die in ihm mehr den Handtaschenspezialisten denn den Musiker sehen. Kann man verstehen. (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 7.4.2015)