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Etwa 500 überlebende Studenten des Anschlag verließen Samstag Garissa in Bussen, um zu ihren Familien zurückzukehren.

Foto: Reuters/MUKOYA

Nairobi - Vier Tage nach dem Massaker der somalischen Shabaab-Miliz an der Universität des kenianischen Garissa ist scharfe Kritik an der langsamen Reaktion der Einsatzkräfte laut geworden. Zeitungen berichteten am Sonntag, die Spezialkräfte der Polizei hätten sieben Stunden gebraucht, um aus der Hauptstadt Nairobi an den Tatort im Norden des Landes zu gelangen. Bei dem Angriff am Donnerstag wurden 142 Studenten und sechs Sicherheitskräfte getötet.

"Dies ist Fahrlässigkeit von einem Ausmaß, das ans Kriminelle grenzt", schrieb die Zeitung "The Nation". Sie erinnerte an Zeugenaussagen, wonach die Täter langsam, mit "offensichtlichem Genuss" mordeten. Einige Journalisten aus Nairobi gelangten per Straße schneller ins 365 Kilometer entfernte Garissa als die Spezialkräfte, die auf dem Luftweg anreisten.

Dem Bericht der "Nation" zufolge waren zwar die Spezialkräfte in Nairobi um 05.30 Uhr alarmiert worden, nachdem die ersten Berichte des frühmorgendlichen Angriffs der radikalislamischen Rebellengruppe auf die Universität öffentlich wurden. Allerdings traf das Hauptteam der Spezialkräfte erst kurz vor 14.00 Uhr am Tatort ein. Ein erstes Flugzeug brachte demnach zunächst den Innenminister und den Polizeichef nach Garissa.

Sohn eines Regierungsbeamten unter Attentätern

An dem Anschlag war auch der Sohn eines Regierungsbeamten beteiligt. Dies bestätigte Regierungssprecher Mwenda Njoka am Sonntag. Abdiram Abdullahi sei von seinem Vater als vermisst gemeldet worden.

Der Vater ist den Angaben zufolge Landrat im Landkreis Mandera. Dieser liegt im äußersten Nordosten Kenias; am Dreiländereck zwischen Kenia, Somalia und Äthiopien.

Verspätete Entsendung der Spezialkräfte

Innenminister Joseph Nkaissery sagte, der Angriff sei "einer dieser Vorfälle, die jedes Land überraschen können". Außenminister Amina Mohamed verglich den Kampf gegen den Terror mit der Tätigkeit eines Torwarts: Niemand erinnere sich an die Bälle, die gehalten wurden, sondern nur an den einen Treffer. Die "Nation" warf den Sicherheitskräften vor, mit ihrer verspäteten Entsendung der Spezialkräfte dieselben Fehler begangen zu haben wie beim Shabaab-Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi, bei dem im September 2013 76 Menschen getötet worden waren.

Bei dem Angriff hatten vier Shabaab-Attentäter hatten den Campus im Morgengrauen gestürmt, dutzende Studenten erschossen und weitere als Geiseln genommen. Während Muslime freigelassen wurden, wurden Christen systematisch ermordet. Erst am Abend beendete die Polizei das Blutbad. Mit dem Angriff wollte die Shabaab-Miliz Kenia zum Abzug seiner Truppen aus Somalia zwingen, wo sie am internationalen Einsatz gegen die Shabaab beteiligt sind.

Am Sonntag begann eine dreitägige Staatstrauer für die Opfer eines Terrorangriffs. Fahnen wehten auf Halbmast. Etwa 500 überlebende Studenten des Anschlag verließen Samstag Garissa in Bussen, um zu ihren Familien zurückzukehren. (APA, 5.4.2015)