New York/Riad/Ankara - Der UN-Sicherheitsrat kommt am Samstag erneut zu einer Krisensitzung zur Lage im Jemen zusammen. Moskau hat um das Treffen gebeten, um über "mögliche humanitäre Feuerpausen" bei den Luftangriffen gegen die schiitische Houthi-Miliz zu beraten, sagte der Sprecher der russischen UN-Mission, Alexej Saizew. Saudi-Arabien fliegt im Jemen seit mehr als einer Woche Luftangriffe gegen die Rebellen.

Die Sitzung des UN-Sicherheitsrates soll hinter verschlossenen Türen stattfinden. Dem russischen Vorstoß war eine Initiative der Golfstaaten vorausgegangen. Sie hatten den UN-Sicherheitsrat um eine Resolution gebeten, um die Houthi-Rebellen mit einem Waffenembargo und Sanktionen zu belegen. Russland hatte den Entwurf jedoch abgelehnt und gefordert, das Waffenembargo auf das ganze Land auszudehnen und die Sanktionen zu begrenzen.

Die UNO hatte sich zuletzt besorgt über die steigende Zahl getöteter Zivilisten im Jemen gezeigt. UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos hatte am Donnerstag erklärt, binnen zwei Wochen habe es 519 Todesopfer sowie rund 1.700 Verletzte gegeben. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF wurden allein in der vergangenen Woche mindestens 62 Kinder getötet und 30 weitere verletzt. Für Empörung hatten vor allem Angriffe auf ein Flüchtlingscamp und eine Molkerei mit dutzenden Toten gesorgt.

Konfliktmit Houthi-Rebellen

Ende März hatte auch der Präsident des Jemen den UN-Sicherheitsrat um Hilfe im Konflikt mit den Houthi-Rebellen gebeten. In einem Brief forderte Abd-Rabbu Mansour Hadi das UN-Gremium zur Verabschiedung einer bindenden Resolution auf, mit der der Vormarsch der Rebellen gestoppt werden soll. Zuvor hatte der Sicherheitsrat lediglich eine Erklärung abgegeben und Staatschef Hadi Unterstützung zugesichert.

Hadi hatte im Februar zunächst in Aden im Süden des Landes Zuflucht gesucht, nachdem die vom Iran unterstützten Houthis die Hauptstadt Sanaa erobert hatten. Ende März setzte er sich dann in die saudi-arabische Hauptstadt Riad ab. Am selben Tag startete eine arabische Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens Luftangriffe gegen Stellungen der Houthi-Rebellen.

Am Freitag hatte die Militärallianz die seit Monaten vorrückende Houthi-Miliz in die Defensive gedrängt. Unter dem Druck von Angriffen räumten die schiitischen Aufständischen in der Nacht den Präsidentensitz in der Hafenstadt Aden, den sie erst am Donnerstag gestürmt hatten. Mit der Rückeroberung durch die Armee ist der Amtssitz in Aden das letzte Symbol der jemenitischen Staatsgewalt, das sich nicht in den Händen der Miliz befindet.

Im Kampf gegen die Houthi-Rebellen im Jemen ist die Türkei bereit, die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz mit logistischer Hilfe und Geheimdienstinformationen zu unterstützen. Ankara sei aber für politische Lösungen, betonte Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Freitag bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

Am Freitag wurden in Saudi-Arabien zwei weitere Grenzsoldaten durch Beschuss aus dem Jemen getötet. Die beiden saudi-arabischen Soldaten seien bei einem Feuergefecht an einem Grenzposten in der Region Asir getötet worden, teilte das Innenministerium in Riad über die amtliche Nachrichtenagentur SPA mit. Bereits am Mittwoch war ein saudi-arabischer Grenzsoldat durch Beschuss aus dem Jemen getötet worden. (APA, 4.4.2015)