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Soldaten der Kenya Defence Forces (KDF) am Campus in Garissa nach dem Angriff.

Foto: AP Photo/Ben Curtis

Nairobi/Washington - Nach dem Massaker der somalischen Al-Shabaab-Miliz in einer kenianischen Universität mit 148 Toten sind fünf Verdächtige festgenommen worden. Innenministeriumssprecher Mwenda Njoka bestätigte ensprechende Berichte des US-amerikanischen Nachrichtensenders CNN gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Der britische Sender BBC berichtete am Samstagfrüh unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle, auf dem Campus in Garissa seien vier Überlebende gefunden worden. Zwei würden als Verdächtige gelten. Innenministeriumssprecher Njoka sagte, dass einer von ihnen festgenommen worden sei, als er vom Tatort entkommen wollte.

Drei weitere Verdächtige wurden auf der Flucht in Richtung Somali gefasst. "Ich will keine weiteren Details nennen, denn die Bedrohung besteht weiter", sagte Njoka. "Eine Attacke dieser Größenordnung ist viel komplexer, da sind mehr als nur zwei, drei oder fünf Leute daran beteiligt." Einer der Verhafteten soll aus Tansania kommen. Er habe keine bekannten Verbindungen zur Universität.

Die Regierung setzte eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 200.000 Euro auf die Ergreifung des Shabaab-Kommandanten Mohammed Mohamud aus, der als Drahtzieher des Anschlags gilt. Der frühere kenianische Lehrer wird in Somalia vermutet. Die Shabaab-Miliz hatte sich am Freitag zu dem Angriff bekannt.

Überlebende gefunden

Am Samstag wurde eine Überlebende am Universitätsgelände gefunden. Die 19-Jährige habe sich seit dem Überfall in einem Schrank versteckt gehalten, sagte eine Sprecherin des kenianischen Roten Kreuzes am Samstag. Sie sei dehydriert und werde im Krankenhaus untersucht.

Die Studentin sei völlig verängstigt gewesen, berichtete ein Polizeisprecher. Erst als ein ihr bekannter Dozent ihr versichert habe, dass die Polizisten in dem Universitätsgebäude keine Angreifer seien, habe sie ihr Versteck verlassen.

Schwerster Anschlag seit 17 Jahren

Unterdessen verurteilte US-Präsident Barack Obama den Angriff auf die Universität in der Stadt Garissa scharf. Die "terroristische Gewalttat" an der Universität von Garissa, "wo unschuldige Männer und Frauen schamlos und brutal niedergemetzelt wurden", könne mit Worten gar nicht angemessen verurteilt werden, sagte er laut Weißem Haus am Freitag in einem Telefonat mit Kenias Präsident Uhuru Kenyatta. Der US-Präsident sprach dem kenianischen Präsidenten sein Beileid aus.

Er kenne die "außerordentliche Widerstandsfähigkeit und den grundlegenden Anstand" der Kenianer "aus eigener Erfahrung", sagte Obama, der im Juli zum ersten Mal in seiner Amtszeit nach Kenia reist, in die Heimat seines Vaters. Er wisse daher, dass die Menschen aus Garissa und dem ganzen Land nun trauerten, sich aber weiter für eine "bessere und sicherere Zukunft" einsetzen würden. Nach Angaben des Weißen Hauses will der US-Präsident trotz des jüngsten Anschlags an seinem Kenia-Besuch im Sommer festhalten.

148 Todesopfer

Vier Kämpfer der radikalislamistischen Al-Shabaab-Miliz aus Somalia hatten am Donnerstag vor dem Morgengrauen das Universitätsgelände in Garissa gestürmt. Erst töteten sie mit Handgranaten und Maschinenpistolen dutzende Studenten, dann nahmen sie viele weitere als Geiseln, um sie später umzubringen. Später sprengten sich die Attentäter selbst in die Luft. Neben den 148 Todesopfern, die meisten davon Studenten, gab es 79 Verletzte. Die Extremisten wollten mit dem Massaker - dem schwersten Anschlag in Kenia seit 17 Jahren - den Abzug der kenianischen Truppen aus Somalia erzwingen. Sollte das nicht geschehen, würde es in Kenia weitere Angriffe geben, kündigte die Al-Shabaab-Miliz an. (APA/red, derStandard.at, 4.4.2015)