Bild nicht mehr verfügbar.

Der Jubel im Norden Teherans am Donnerstagabend, unmittelbar nach der Bekanntgabe einer Einigung im jahrelangen Atomstreit, erinnerte an spontane Feierlichkeiten nach gewonnenen Fußballspielen.

Foto: APA / EPA / Abedin Taherkenareh

"Wir haben ein gesatteltes Pferd verschenkt und dafür zerrissene Zügel bekommen", meinte Hossein Shariatmadari, Chefredakteur der konservativen iranischen Zeitung Keyhan, kurz nach Bekanntwerden der Übereinkunft bei den Atomgesprächen in einem Interview mit der Fars-Nachrichtenagentur am späten Donnerstag.

Während in sozialen Medien die Schweizer Ergebnisse begrüßt wurden und auch sonst eine breite Zustimmung in der Bevölkerung zu verzeichnen ist, versuchen die konservativen Medien, ihr Unbehagen kundzutun. Kaum ein Ereignis hat wohl mehr Iraner vor die TV-Geräte gebracht als die Verhandlungen in der Schweiz.

Versionen wohl nicht identisch

Kurz vor der Verlesung der Vereinbarung durch Außenminister Mohammed Javad Zarif und EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini veröffentlichten bereits mehrere Agenturen im Iran den Text auf Farsi, und der wies gewisse Abweichungen zum englischen Text auf. Und gerade diese Unterschiede werden demnächst die konservativen Kreise im Iran genug Munition liefern, um Zarif und sein Team zu kritisieren.

Während sich Präsident Hassan Rohani unmittelbar nach Zarifs TV-Auftritt bei diesem bedankte, ließ der religiöse Führer Ali Khamenei auf sich warten - obwohl allgemein bekannt ist, dass über jedes Wort der Vereinbarung vorab mit seinem Büro Rücksprache gehalten worden war. Erst seine Stellungnahme würde den zu erwartenden Disput zwischen Befürwortern und Gegnern der Vereinbarung ein Ende setzen.

Eindeutig positiv sieht Staatspräsident Hassan Rohani das Abkommen: Die Unterzeichnung eines endgültigen Abkommens werde "dem Volk ewig im Gedächtnis bleiben. Die Welt soll wissen, dass wir keine Lügner und Betrüger sind." (Amir Loghmany aus Teheran, DER STANDARD, 4.4.2015)