Bild nicht mehr verfügbar.

Die Einstellung zur Frage, was am Lebensende erlaubt sein soll, hängt stark damit zusammen, welche Bedeutung Religiosität für die Menschen hat. Auch das zeigte die Befragung der Med-Uni Graz.

Foto: dpa / Fredrik von Erichsen

Graz/Wien - Viele Stunden debattierten Experten, politische Verantwortliche, Interessenvertreter und Mitglieder von Vereinen im Parlament darüber, was es für ein gutes Sterben braucht. Jetzt gibt es aktuelle Zahlen dazu, wie die österreichische Bevölkerung zum Thema steht. Wenige Tage nachdem der Nationalrat dem Endbericht der parlamentarischen Enquete zu "Würde am Ende des Lebens" zugestimmt hatte, gab die Med-Uni Graz bekannt, dass die meisten Österreicher einer Legalisierung der Sterbehilfe etwas abgewinnen könnten.

Demnach äußerten sich 59 Prozent der 1200 schriftlich befragten Personen pro "aktive Sterbehilfe unter bestimmten Voraussetzungen", wie Willibald Stronegger vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Med-Uni Graz zusammenfasste. Diese "bestimmten Voraussetzungen" seien: unerträgliches schweres Leiden ohne Aussicht auf Genesung sowie der wiederholte Wunsch nach aktiver Sterbehilfe.

Ein Drittel für Sterbehilfeverbot

Rund ein Drittel der Befragten dieser vom Land Steiermark geförderten Studie sprach sich für ein Verbot aus. Sieben Prozent konnten sich nicht entscheiden.

Der Begriff Sterbehilfe selbst ist in Fachkreisen umstritten. Die im Bundeskanzleramt angesiedelte Bioethikkommission, die sich parallel zur parlamentarischen Enquete mit Fragen zum Lebensende befasste, empfiehlt, nicht mehr von passiver und indirekter Sterbehilfe zu sprechen. Sie plädiert dafür, stattdessen die Begriffe "Sterbebegleitung", "Therapie am Lebensende" und "Sterben zulassen" zu verwenden.

Eine Mehrheit der Mitglieder der Bioethikkommission sprach sich zudem dafür aus, unter bestimmten Umständen Assistenz zum Suizid zu erlauben . Ob ein Sterbehilfeverbot in der Verfassung verankert werden sollte (eine ÖVP-Forderung), dazu wurde in der Parlamentsenquete kein Konsens gefunden. Einig war man sich hingegen, dass Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich auszubauen sind.

Bei der Grazer Umfrage kam außerdem heraus, dass jene, die für ein striktes Verbot sind, dennoch überwiegend für Straffreiheit bei besonders schwer leidenden Patienten votierten. Nur drei Prozent der Gruppe traten für ein Verbot mit Bestrafung ein.

Einfluss von Religiosität

Religiosität spielt bei dem Thema eine große Rolle: Ein Viertel der Befragten gab an, Religiosität - ob kirchlich oder außerkirchlich - habe für sie keinerlei Bedeutung. Bei dieser Gruppe der Studienteilnehmer überwiegt die Zustimmung zur Liberalisierung der Sterbehilfe mit 80 Prozent deutlich. Jenes Viertel der Befragten mit der höchsten Religiosität tendiert mehrheitlich in Richtung eines strikten Verbots von Sterbehilfe (55 Prozent).

Die aktuellen Ergebnisse unterscheiden sich teils deutlich von einer Studie aus dem Frühjahr 2014, in der sich 47,5 Prozent für eine Legalisierung, 37,5 Prozent für ein generelles Verbot äußerten. Damals waren die Personen allerdings persönlich interviewt worden. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 3.4.2015)