Ben Hur, Augustinus-Biopic und altes Testament als Miniserie. Das TV-Osterwochenende hält wie immer Jesussandalen, Gladiatorenkämpfe und Bibelfestes bereit und natürlich dürfen auch die obligatorischen Kreuzigungsszenen nicht fehlen.

Gelegenheit zur kunsthistorischen Oster-Vorbereitung bot Mittwochabend die Dokumentation "Die Kreuzigung – Ein heiliger Skandal" auf Arte (sieben Tage auf www.arte.tv/de), die dem Wandel von Kreuzigungsdarstellungen in der Kunstgeschichte nachging.

Die Tour startet bei den ersten, harmlosen Bildern der Kreuzigung von Jesus Christus, führt zur grausigen Kreuzigungsszene des Renaissance-Malers Matthias Grünewald mit einem fast schon verwesten Jesus und endet im 20. Jahrhundert, in dem angesichts von Massenmorden und grausamen Kriegen die Darstellung eines einzelnen am Kreuz an Bedeutung verliert. Und weil das Symbol längst nicht mehr Christen und Künstlern allein gehört, gab es noch einen kurzen Seitenblick zum popkulturellen Gebrauch des Kruzifix.

Als Klammer für all das dient der Doku das Bild "Piss Christ" des US-amerikanischen Fotokünstlers Andres Serrano. Es zeigt einen gekreuzigten Christus in einem mit Urin gefüllten Plexiglas. Was das Kreuz so rötlich-gelblich erstrahlen lässt, ist nicht erkennbar. Trotzdem wurde das Bild bei einer Ausstellung in Avignon 2011 von rabiaten Gläubigen beschädigt.

Die Aussteller wurden schließlich auch noch wegen Blasphemie geklagt, der Staatsanwalt bemühte zur Verteidigung des Kunstwerkes mit Erfolg Augustinus: "Zwischen Kot und Urin werden wir geboren". Heiligen-Zitate und umfassendes Kreuzigungs-Know- how – Ostern kann kommen. (Beate Hausbichler, DER STANDARD, 3.4.2015)