Kiew - Die Ukraine hat wie angekündigt die Abnahme von Erdgas aus Russland am Mittwoch vorläufig eingestellt und will vor neuen Importen zunächst über einen günstigeren Preis verhandeln. "Wenn der Preis von 250 Dollar bestätigt wird, werden wir kaufen", sagte Energieminister Wladimir Demtschischin örtlichen Medien zufolge in Kiew.

Im ersten Quartal zahlte die finanziell angeschlagene Ex-Sowjetrepublik 329 US-Dollar (305,8 Euro) für 1.000 Kubikmeter Gas. Der russische Gazprom-Konzern bestätigte, dass die Ukraine die Abnahme zum Mittwoch verringerte.

Demtschischin begrüßte die Ankündigung Russlands, den während des Winters gewährten Preisnachlass von 100 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter im zweiten Quartal zu verlängern. "Die Hauptaufgabe ist zu begreifen, wie die Preisbildung bis zum Ende der Heizsaison 2016 aussehen wird", betonte er. Dafür seien Vertragsabschlüsse notwendig.

Für Mitte April sind Gasgespräche unter EU-Vermittlung in Berlin geplant. Angestrebt ist eine Vereinbarung bis Ende 2016.

Die Ukraine ist das wichtigste Transitland für den Transport von russischem Gas in die Europäische Union. Moskau und Kiew hatten in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder über Einzelheiten des Imports von russischem Gas gestritten. Dies führte auch zu Lieferstopps, die die Energieversorgung der EU gefährdeten.

Brüssel bemüht um Einigung

Die EU-Kommission will unterdessen die Gespräche zur Beilegung des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine Mitte April fortsetzen. Der für Energiefragen zuständige Vizepräsident der Kommission, Maros Sefcovic, äußerte sich am Mittwoch hoffnungsvoll, dass er bessere Bedingungen für die Ukraine bei dem russischen Lieferanten Gazprom heraushandeln könne.

Die Nachrichtenagentur Tass hatte am Dienstag den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit den Worten zitiert, dass die derzeit günstigeren Gaspreise auch für das zweite Quartal gelten sollen. Alle weiteren Entscheidungen sollten in drei Monaten gefällt werden und seien abhängig vom Ölpreis, an dem sich der Gaspreis in der Regel orientiert.

Die Ukraine hat wegen unbezahlter Gasrechnungen hohe Schulden in Russland. Die Regierung in Moskau hat der früheren Sowjetrepublik in den vergangenen zehn Jahren bereits dreimal den Gashahn zugedreht: 2006, 2009 und im vergangenen Jahr. (APA/Reuters, 1.4.2015)