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David Alaba ist für die kommenden Wochen zum Zuschauen verdammt.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

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Seine Verletzungspausen im Überblick.

Grafik: APA

Wien - Nach einer ausführlichen Untersuchung bei Bayern Münchens Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt stand die Diagnose am Mittwoch, kurz vor 14 Uhr, fest. David Alaba hat am Vorabend im Länderspiel gegen Bosnien-Herzegowina (1:1) einen Innenbandriss im linken Knie erlitten. Er bekam einen Gips angelegt, in 14 Tagen wird dieser durch eine Schiene ersetzt. Zwei Wochen später kann die Reha beginnen. Die Pause sollte sieben Wochen dauern, das heißt, Alaba könnte bei gutem Heilungsverlauf am 14. Juni die EM-Qualifikation in Moskau gegen Russland bestreiten.

So passierte das Malheur.
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Im vergangenen November hatte sich der 22-Jährige das rechte Knie bedient (Innenband-Teilabriss samt Meniskusschaden), damals musste er operiert werden. Nach zwei Monaten war Alaba spielbereit und rasch in Hochform."Ich bin jetzt natürlich tieftraurig, aber ich habe ein großes Ziel vor Augen: Ich will beim Saisonfinale wieder dabei sein. Ich werde mich jetzt gut erholen und dann in der Reha Vollgas geben", wurde Alaba am Mittwoch auf der Bayern-Homepage zitiert.

Fehlende Routine

Teamchef Marcel Koller hatte rund zwei Stunden vor dem Befund das Unheil geahnt, fast gewusst. "Das war etwas, was eine Pause bedingt." Die Szene spielte sich kurz vor der Pause ab. Alaba hatte einem relativ aussichtslosen Ball nachgejagt, der Bosnier Ermin Bicakcic fiel ihm ohne Absicht mit voller Wucht aufs Bein. Laut Koller war dieser Vorfall trotz Alabas Weltklasseniveau einer gewissen Unerfahrenheit, einem jugendlichen Leichtsinn, geschuldet. "Ein 30-Jähriger hätte die Situation wahrscheinlich anders gelöst."

Der 31-jährige Marc Janko, dessen Schulterverletzung unter die Kategorie "relativ harmlos" fällt (Muskel verhärtet), erhielt von Koller Sonderlob. Für sein 20. Tor im österreichischen Nationalteam und überhaupt. "Er ist ein Torjäger, bei dem man gesehen hat, dass er auf Beute aus ist."

Generell sah der Teamchef den Sinn des Tests erfüllt. "Ein starker Gegner, es waren auch Gehässigkeiten dabei, aber das war aus meiner Sicht gut. Dadurch haben die Spieler, die nicht so oft zum Zug kommen, gemerkt, dass da oben ein anderer Wind bläst. Manchmal muss man auch mit einem Unentschieden zufrieden sein."

Experimentierfreudiger Teamchef

Koller experimentierte, beorderte Kevin Wimmer, Markus Suttner und Marcel Sabitzer in die Startelf, im Laufe der Partie wurde munter gewechselt. Vom Gerüst ist nicht viel übriggeblieben, auch deshalb fand etwa Marco Djuricin nicht ins Spiel. Im Vergleich zu Janko war der Klasseunterschied eklatant. Koller: "Sie brauchen Zeit, werden sie bekommen." Wimmer, dessen Transfer von Köln zu Tottenham als fix gilt, sei in der Innenverteidigung überhaupt kein Risikofaktor. "Er strahlt Ruhe aus, muss sich aber auch noch weiterentwickeln." Sebastian Prödl, der im Sommer von Werder Bremen ablösefrei zu Besiktas Istanbul wechseln dürfte, könne auch jederzeit als zentraler Abwehrmann einspringen. "Das wusste ich schon vorher."

Eine therapeutische Wirkung des 1:1 konnte Koller nicht erkennen. "Fußball ist kein Selbstläufer. Jeder von uns weiß das, wir bleiben fokussiert." Die Vorbereitung auf Russland dauert rund zwei Wochen. Die nationalen Meisterschaften sind da längst abgeschlossen. Es wird für jeden Einzelnen ein individuelles Programm geben. Müdigkeit sei, so Koller, kein Thema, "Die Saison für einen Nationalspieler ist erst vorbei, wenn es mit dem Team vorbei ist. Das ist reine Kopfsache. Es wird in Moskau eine geile Auswärtspartie geben, wir fahren mit Lust und Freude dorthin." (Christian Hackl, DER STANDARD, 2.4.2015)