Begeistern ihr Publikum: Dorothea Zeyringer (li.), und Tiina Sööt stellen sich in ihren choreografischen Arbeiten Problemen, die nur sie zu lösen verstehen.

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Wien - Man stelle sich vor, da ist eine Bühne, und niemand tritt auf. Dann wird das Publikum zum Darsteller. Wie es dann weitergeht, zeigte weniger Bert Brecht als vielmehr Robert Filliou. Der ließ 1962 in Paris unter dem Titel No-Play in front of a no-audience ein Podest und Stühle aufstellen und sagte: "Keiner soll kommen, sonst gibt es kein Stück."

So viel Fluxus gibt es wohl nicht im Kunstraum Niederösterreich, wenn dort am Donnerstag die Performancereihe as can be seen from startet. Aber immerhin hat das Kollektiv School für seine Serie Objects for Settings ein Bühnenpodest gebaut, das als Performer vorgestellt wird. Legitimerweise. Denn die Übergänge zwischen dem menschlichen Körper und seinen Werkzeugen sind fließend, wie Karen Barad, US-amerikanische Professorin für Feminist Studies, schreibt.

Unlösbare Probleme

Doch bei On and beyond a Stage, dem von Anat Stainberg kuratierten ersten Abend der Reihe, glänzt der menschliche Körper nicht nur durch Abwesenheit. Sehr präsent sind Tiina Sööt und Dorothea Zeyringer, die ihr Publikum kürzlich beim Festival Imagetanz mit der Choreografie lonely, lonely begeistern konnten. Jetzt im Kunstraum Niederösterreich hoffen sie: we will figure it out. Es geht um die Herausforderung unlösbar anmutender Probleme.

Präsenz zeigen auch die von den "Flaming Creatures" des amerikanischen Underground-Filmers und Performance-Urgesteins Jack Smith befeuerten lebenden Bilder in Laia Fabres Beitrag A Feast for Open Eyes: One Letter, One Movie, One Room.

Zwei weitere as-can-be- seen-from-Abende werden von Peter Kozek (23. April, mit Arbeiten von Milan Loviska & Otto Krause, Michikazu Matsune und Tabitha Dattinger & Astrid Sodomka) und den drei Performerinnen Louise Guerra, Anne Käthi Wehrli und Romy Rüegger (21. Mai) gestaltet. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 1.4.2015)