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Eva Glawischnig will, dass Rauchen erst ab 18 Jahren erlaubt ist.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – Die Grünen wollen Zigaretten erst ab 18 Jahren zum Verkauf freigeben. Einen entsprechenden Antrag wird die Oppositionspartei im Parlament einbringen. Das kündigte Bundessprecherin Eva Glawischnig im Rahmen einer Pressekonferenz an.

Darüber hinaus herrsche dringender Handlungsbedarf, was die Suchtprävention betrifft. "38 Prozent der erwachsenen Österreicher, 53 Prozent der bis 19-Jährigen und 25 Prozent der bis 15-jährigen Jugendlichen in Österreich rauchen", sagt Glawischnig. In Sachen Suchtprävention bilde Österreich im europaweiten Vergleich das "absolute Schlusslicht", sagt Glawischnig in Berufung auf eine Studie der Association of European Cancer League.

Oberhauser "gesprächsbereit"

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) zeigt sich auf STANDARD-Anfrage "gesprächsbereit" über den Grünen-Vorstoß der Grünen betrifft, Rauchen erst ab 18 zu erlauben. Zunächst wolle sie sich allerdings um die Umsetzung des absoluten Rauchverbots in der Gastronomie kümmern. Darüber hinaus will die Gesundheitsministerin weitere Präventionsprojekte initiieren.

So hat Oberhauser den Fonds Gesundes Österreich damit beauftragt, eine Nichtraucherkampagne zu entwickeln, die sich speziell an Zehn- bis 14-Jährige richtet. Rund um den Weltnichtrauchertag am 31. Mai soll die Kampagne präsentiert werden. Bezüglich Raucherprävention und Jugend sei sie zudem im Gespräch mit Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP).

Prävention bereits im Kindergarten

Geht es nach Glawischnig, soll die Jugendprävention verstärkt aus der Tabaksteuer finanziert werden. 60 bis 70 Millionen Euro der insgesamt 1,7 Milliarden an Tabaksteuern, die Österreich pro Jahr einnimmt, stammten aus dem Zigarettenverkauf an Jugendliche. Dieses Geld soll unmittelbar in die Kinder- und Jugendprävention fließen, fordert Glawischnig.

Werbekampagnen gegen das Rauchen allein würden allerdings nicht ausreichen. Sie fordert weitreichende Aufklärungsarbeit bereits im Kindergarten – nach dem Vorbild der Zahngesundheitsworkshops. Kein Verständnis hat Glawischnig außerdem dafür, dass Kaugummis in Zigarettenform verkauft werden.

Glawischnig bekräftigt außerdem ihre Unterstützung "zu 100 Prozent" für Oberhauser bei der Durchsetzung des absoluten Rauchverbots in der Gastronomie. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) forderte sie einmal mehr auf, sich dafür einzusetzen, dass das absolute Rauchverbot noch vor dem Sommer kommt. Für jene Gastronomen, die in getrennte Raucherräumlichkeiten investiert haben, müssten Entschädigungszahlungen bereitgestellt werden.

Die grüne Gesundheitssprecherin Eva Mückstein sieht im Rauchverbot für Jugendliche bis 18 eine entscheidende Maßnahme zur Einstiegsprävention. Zudem müssten Raucherkammerln an Schulen abgeschafft werden. Ein zentrales Motiv für Jugendliche, mit dem Rauchen zu beginnen, sei der Wunsch nach "Coolness, man will dazugehören". Zur Prävention von Suchtverhalten regt Mückstein "Lebenskompetenzprogramme" an, die bereits im Kindergarten angeboten werden sollen.

Schon im Kindesalter müsse der Umgang mit Stress und Konflikten gelernt werden. Dies wäre eine Möglichkeit, um späterem Suchtverhalten vorzubeugen. Neben der Erhöhung des Budgets für Suchtprävention – dieses liegt laut Mückstein derzeit bei 150 Millionen Euro pro Jahr – fordert die grüne Gesundheitssprecherin die Bündelung der Präventionsmaßnahmen im Gesundheitsministerium. Mit der Anhebung des Abgabealters für Zigaretten habe man in Ungarn und Deutschland "schöne Erfolge" erzielt.

Bundesjugendvertretung gegen Kriminalisierung Jugendlicher

Über den Vorschlag der Grünen könne man prinzipiell diskutieren, sagt Johanna Tradinik, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung (BJV) auf STANDARD-Anfrage. Dass ein willkürlich gesetztes Schutzalter die Zahl der jugendlichen Raucher eindämmen würde, bezweifelt Tradinik allerdings. Die Tatsache, dass bereits ein Viertel der unter 15-Jährigen raucht, deute darauf hin, dass „in der Gesellschaft prinzipiell etwas schiefläuft“.

Um die Zahl der rauchenden Jugendlichen zu reduzieren, müsse in Prävention und in den Nichtraucherschutz investiert werden, sagt Tradinik. Die Bundesjugendvertretung wehrt sich außerdem gegen die "Kriminalisierung von rauchenden Jugendlichen“.

Tradinik forderte einmal mehr ein bundeseinheitliches Jugendschutzgesetz, in dem auch der Zigarettenverkauf geregelt werden solle. Das entsprechende Positionspapier der BJV sieht ein Verkaufs- und Konsumverbot von Alkohol und Zigaretten für Jugendliche bis 16 vor. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 31.3.2015)