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Die öffentliche Meinung zu Fracking ist in den USA gespalten.

Foto: REUTERS/Shannon Stapleton/Files

Washington - Fracking galt in den USA lange als energiepolitischer Heilsbringer. Die Anhänger der umstrittenen Fördermethode für Schiefergas und Schieferöl frohlockten, dass die Vereinigten Staaten in nicht allzu ferner Zukunft ihren gesamten Energiebedarf selbst abdecken könnten. Bundesstaaten wie North Dakota, unter dessen Präriegras riesige Schieferölvorkommen liegen, erlebten einen Wirtschaftsboom. Doch seit einigen Monaten herrscht Ernüchterung - Grund ist vor allem der Absturz des Ölpreises.

Unabhängigkeit prophezeit

Die USA decken bereits einen erheblichen Teil des heimischen Bedarfs mit Schiefergas und Schieferöl ab. Ende 2012 sorgte eine Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) für Aufsehen, die den Vereinigten Staaten für das Jahr 2030 eine vollkommene Unabhängigkeit von Energieträgern aus dem Ausland prophezeite. Schon 2017 könnten die USA demnach Saudi-Arabien und Russland als weltgrößte Ölproduzenten ablösen, prognostizierte die IEA.

Beim Fracking - kurz für "hydraulic fracturing" - werden Wasser, Sand und Chemikalien in Gestein gepresst. Durch den dadurch entstehenden Druck soll Gas oder Öl freigesetzt werden. Kritiker warnen davor, dass die chemischen Substanzen durch undichte Stellen ins Erdreich eindringen könnten. Auch in den USA stemmen sich Fracking-Gegner gegen die Fördermethode. Der Bundesstaat New York etwa verhängte ein Fracking-Verbot und begründete dies mit möglichen Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung.

Gespaltene Meinung

Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup zufolge ist die öffentliche Meinung in den USA beim Thema Fracking gespalten. Befürworter und Gegner halten sich mit je 40 Prozent die Waage, 19 Prozent der Amerikaner haben keine Meinung. Anhänger von Präsident Barack Obamas Demokraten sehen Fracking demnach eher kritisch, Republikaner sind dagegen Fracking-Fans.

Obama erließ nun erstmals Vorschriften für die Förderung von Schieferöl und Schiefergas auf bundeseigenem Land. Laut "New York Times" sind davon rund 100.000 Förderstätten betroffen. Kontrolleure der Bundesregierung sollen künftig die Sicherheitsvorkehrungen überprüfen. Außerdem müssen die Unternehmen die verwendeten Chemikalien öffentlich machen und detaillierte Informationen über die geologischen Bedingungen an den Bohrstellen vorlegen. Weiterhin sollen einheitliche Standards für die Lagerung und den Einsatz der chemischen Substanzen gelten.

Ölboom könnte vorbei sein

Die drohende Fracking-Flaute in den Vereinigten Staaten hat aber vor allem wirtschaftliche Gründe. Seit vergangenem Sommer hat sich der Ölpreis mehr als halbiert, Förderfirmen in den USA gerieten in der Folge unter finanziellen Druck. Bei dauerhaft niedrigen Energiepreisen könnte sich das aufwändige Verfahren nicht mehr rechnen. Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) lieferte Mitte März eine Gegenanalyse zur optimistischen Aussicht der IEA und erklärte, dass der Ölboom in den USA am Jahresende vorbei sein könnte.

Eine Studie der Energy Watch Group - ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern - warnte mit Verweis auf die jüngsten Entwicklungen in der US-Frackingindustrie vor einem Ausbau der Schiefergasförderung in Deutschland und Europa. "Massenentlassungen und Insolvenzen zeigen ein völlig anderes Bild als das des jahrelangen sicheren Aufschwungs der fossilen Wirtschaft", heißt es in dem Bericht.

Die Rohöl-Lager in den USA sind dank Fracking allerdings prall gefüllt. Nach Angaben des US-Energieministeriums liegen die Ölbestände auf einem so hohen Niveau wie seit mindestens 80 Jahren nicht mehr. (APA, 29.3.2015)