Die Informatik hat nach wie vor den Ruf einer Hilfswissenschaft. Dieses Image wollen die Informatik-Institute an den Unis korrigieren und haben sich dafür zu der am Freitag in Wien präsentierten Plattform "informatik_austria" zusammengetan. Sie wollen "die Informatik als Universalwissenschaft des 21. Jahrhunderts positionieren und ihre Bedeutung für Wissenschaft und Gesellschaft verdeutlichen".

Sieben Unis beteiligt

An der Plattform sind jene sieben Unis beteiligt, die Informatik-Studien anbieten, konkret die Universitäten Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt sowie die Technischen Universitäten (TU) Wien und Graz, weiters das Institute of Science and Technology (IST) Austria sowie die Oesterreichische ComputerGesellschaft (OCG). An den sieben Unis werden in Summe 83 Studiengänge im Bereich Informatik angeboten, derzeit gibt es knapp 16.700 Studenten und jährlich rund 1.300 Absolventen. Dabei ist der Bereich fest in männlicher Hand: 80 Prozent der Studenten sind Männer.

Für die Sprecherin der Plattform, Silvia Miksch von der TU Wien, ist "Informatik mehr als nur zu programmieren, sie ist eine kreative Wissenschaft, die eine Fülle verschiedener Ansätze hat, die das allgemeine Leben beeinflussen". Die Zusammenarbeit der verschiedenen Standorte habe in der Vergangenheit teilweise funktioniert, unter einem gemeinsamen Dach wolle man die Kooperation aber weiter verstärken und sich noch stärker positionieren, erklärte Franz Wotawa von der TU Graz.

Programmieren von wachsender Bedeutung

"Programmieren ist eine Fähigkeit von extrem steigender Bedeutung", so Wotawa. Aus diesem Grund bemühen sich die verschiedenen Informatik-Standorte auch mit zahlreichen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche wie Robo-Challenges darum, schon Schüler für das Thema zu begeistern. Angesichts der "ausgezeichneten Berufschancen" im Informatik-Bereich spreche sich das auch zunehmend unter den Schülern herum, das Interesse an dem Fach steige. Die vielen offenen Stellen würden auch den Bedarf nach mehr Absolventen zeigen, Problem dabei sei allerdings auch die nicht zu üppige Personalausstattung an den Unis.

Zu kämpfen haben die Informatiker mit der zu geringen Finanzausstattung, vor allem des Wissenschaftsfonds FWF. Die häufige Ablehnung von Anträgen rein aus Geldmangel frustriere die Leute, "es handelt sich um eine sehr unbefriedigende und besorgniserregende Situation, die wir beim FWF haben", betonten mehrere Vertreter der Plattform. "Wenn wir die Informatik stärken wollen, brauchen wir hier mehr Geld, vor allem auch um junge Forscher zu fördern", sagte Gerhard Widmer von der Uni Linz und Roderick Bloem von der TU Graz ergänzte: "Wenn wir das nicht tun, verpassen wir ein Wachstumsgebiet und müssen Know-how aus dem Ausland einkaufen."

Als Auftaktveranstaltung für die neue Plattform wird die im Vorjahr im Zuge einer großen Logik-Konferenz in Wien veranstaltete "LogicLounge" wiederbelebt: Google-Forschungschef Peter Norvig und Gerhard Widmer diskutieren dabei heute, Freitag, Abend zum Thema "How artificial is intelligence?". (APA, 27.3.2015)