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Lieber geschickt Fäden ziehen als Brechstange nutzen: ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

Foto: APA/Jäger

Es mag aufregendere Dienstreisen geben. Andererseits liegt Liechtenstein nicht am Ende der Welt, der Flug dorthin ist kurz. Das Fußballspiel in Vaduz wird allerdings auch 90 Minuten dauern, Nachspielzeit exklusive. Es ist müßig, über die Rollenverteilung zu schwadronieren, Österreich ist Tabellenführer in der EM-Qualifikationsgruppe G und nicht nur deshalb haushoher Favorit. Kein Spieler will den Vergleich zwischen Riese und Zwerg strapazieren. Kapitän Christian Fuchs betont, "dass die Liechtensteiner Fußball spielen können. Aber wir sind selbstverständlich gekommen, um den Sieg zu holen."

Er schließt einen fußballerischen Leckerbissen zwar nicht aus, "aber es kann natürlich ein Geduldsspiel werden. Sie werden sich einbetonieren." Man werde bestimmt auftreten. Ein Ballbesitz von 70 Prozent könnte eine Untertreibung sein. "Wir müssen ihnen unseren Stempel aufdrücken, sie früh stören, Druck machen, jede Kleinigkeit ist wichtig. Notfalls wäre ich mit einem dreckigen Sieg zufrieden."

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass die wunderbaren Worte "Teilnahme an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich" die Münder nicht verlassen dürfen. Umschreibungen sind gestattet, Fuchs sagt: "Die Ausgangslage ist gut. Aber auch mit drei Punkten in Vaduz wären wir noch nicht in die Zielgerade eingebogen." Nicht unerheblich ist heute auch, wie Verfolger Schweden in Moldau und Russland in Montenegro abschneiden.

Österreichs Teamchef Marcel Koller hat binnen vier Tagen sieben Trainingseinheiten angesetzt, das klingt brutaler, als es war. Es wurde regeneriert, das Augenmerk lag im taktischen Bereich. "Außerdem ist es besser, an der frischen Luft als im Hotelzimmer zu sein." Der Boss sieht keinen Grund, "nicht optimistisch zu sein". Koller nennt mehrere Schlüssel zum Erfolg: "Einstellung, Konsequenz, Konzentration, Geduld, Respekt." Überheblichkeit schließt der Schweizer definitiv aus, "dafür ist die Mannschaft zu klug". Und so soll das Spiel der Österreicher ausschauen: "Pressen, kurze Ballkontakte, viel Bewegung, 1:1-Situationen suchen, die Abwehr aufreißen."

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil könnte die Klasse bei Standardsituationen sein. Die Freistöße von David Alaba und Zlatko Junuzovic sind eine Augenweide und führen oft ins Ziel. Die beiden dürfen sich auf dem Feld ausschnapsen, wer den Standard ausführt. Alaba sagt: "Wir werden uns einigen." Fuchs ist ebenfalls ein Spezialist, vielleicht der lachende Dritte. "Der Papa ist auch da."

Tormann Robert Almer dürfte nicht intensiv beschäftigt sein, Abwehrchef Aleksandar Dragovic wird sich wohl auf die Spieleröffnung konzentrieren. "Trotzdem kann es gefährliche Situationen geben, da muss man bereit sein", sagt Dragovic. Mittelstürmer Marc Janko macht Bekanntschaft mit einer reiferen Person. Liechtensteins Legende Mario Frick ist 40 Jahre alt und Organisator der Abwehr. Einst stürmte er in Italiens Serie A, jetzt ist er als Spielertrainer beim FC Balzers in der vierten Schweizer Liga beschäftigt. Janko geht davon aus, "dass ich nicht viel Platz bekomme. Frick ist erfahren. Ich bin es auch."

Das Rheinparkstadion fasst 6300 Zuschauer, ist ausverkauft. Alaba ist bei Bayern größere Tempel gewöhnt. Trotzdem schätzt der 22-Jährige das Kleine, das Familiäre. "Es ist nicht so lange her, da habe ich vor 100 Fans gespielt." Koller hat übrigens die Brechstange in der Notfallausrüstung. Alaba: "Bringen wir unsere Leistung, müssen wir sie nicht auspacken." (Chistian Hackl aus Vaduz, DER STANDARD 27.3.2015)

EM-Qualifikation, Gruppe G, 5. Runde
Freitag, 20.45 Uhr, live in ORF 1

Liechtenstein - Österreich
Vaduz, Rheinparkstadion, SR Felix Zwayer (GER)

Liechtenstein: Jehle (Vaduz/108 Länderspiele) - Quintans (Balzers/20/0 Tore), Frick (Balzers/117/16), Kaufmann (Vaduz/26/0), Oehri (YF Juventus/SUI/44/0) - Polverino (Ried/AUT/44/5), Hasler (Vaduz/33/1), Wieser (Aarau/SUI/25/0), Christen (Balzers/17/0) - Burgmeier (Vaduz/89/9) - Salanovic (NK Istra/CRO/5/0)

Ersatz: Bicer (Izmir/TUR/10), B. Büchel (Bournemouth/ENG/8), Hobi (Balzers/0) - Brändle (Münsingen/SUI/4/0), Eris (Eschen/Mauren/2/0), Malin (Eschen/Mauren/0), M. Büchel (Unterföhring/GER/49/2), Flatz (Vaduz/3/0), Gubser (Balzers/10/0), Heeb (Balzers/0), Sele (Mauren/Eschen/0), Wolfinger (Heimstetten/GER/6/0), Yildiz (Balzers/13/0), Philippe Erne (Balzers/23/1), Kieber (Eschen/Mauren/4/0), Kühne (St. Gallen/SUI/5/0), Zimmermann (Wettswil-Bonstetten/SUI/0)

Österreich: Almer (Hannover/GER/20) - Klein (Stuttgart/GER/25/0), Dragovic (Dynamo Kiew/UKR/35/1), Hinteregger (Salzburg/7/0), Fuchs (Schalke/GER/65/1) - Baumgartlinger (Mainz/GER/34/1), Alaba (Bayern/GER/35/8) - Harnik (Stuttgart/GER/48/10), Junuzovic (Werder/GER/37/4), Arnautovic (Stoke/ENG/40/7) - Janko (Sydney FC/AUS/43/18)

Ersatz: Lindner (Austria/7), Özcan (Ingolstadt/GER/3) - Garics (Bologna/ITA/40/2), Prödl (Werder/GER/48/4), Suttner (Austria/13/0), Wimmer (Köln/GER/1/0), Kavlak (Besiktas/TUR/31/1), Ilsanker (Salzburg/6/0), Sabitzer (Salzburg/9/2), Weimann (Aston Villa/ENG/13/0), Djuricin (Salzburg/0), Hinterseer (Ingolstadt/GER/4/0)

Es fehlen: Okotie, Leitgeb (beide Knieprobleme), Ulmer (Adduktorenverletzung)