Wir appellieren an die österreichische Bundesregierung, das in diversen Regierungserklärungen festgehaltene Bekenntnis zur wissenschaftlichen Grundlagenforschung in die Tat umzusetzen. Spezifisch geht es uns um zwei Punkte, die derzeit im Gespräch sind: die Vergabe von Overheads durch den Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung in Österreich (FWF) einzustellen und die Ministerreserve für Versäumnisse im Spitalsärztebereich einzusetzen.

Der Motor der Innovation ist und bleibt die Grundlagenforschung. (...) Wir halten es für fatal, dass daran gedacht ist, die Vollkostenfinanzierung ("Overheads") von Forschungsprojekten abzuschaffen. Diese ist ein starkes Lenkungsinstrument gegenüber den Institutionen, an denen potenziell Spitzenforschung betrieben wird. Seine positiven Effekte sind in der österreichischen Forschungslandschaft in den wenigen Jahren ihrer Existenz bereits klar nachweisbar. Umso mehr schockiert es uns, dass finanzielle Engpässe beim chronisch unterfinanzierten FWF dazu führen sollen, diesen Anreiz, in exzellente Forschung zu investieren, wieder abzuschaffen. (...)

Im internationalen Vergleich sind die österreichischen Universitäten mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln ausgestattet. Die Universität Wien etwa hat weniger als die Hälfte des Budgets der Universität München zur Verfügung, die eine überdurchschnittliche, aber keineswegs eine Topuniversität in Europa ist; das Missverhältnis ist ein Zigfaches, wenn man mit Topuniversitäten vergleicht. Wertbereinigt stagnierten diese Mittel in den letzten Jahren. Wie die Rektoren immer wieder betont haben, würden jene "zusätzlichen" 615 Millionen Euro (für 2016-2018) gerade reichen, den Status quo zu halten, nicht aber, wenn man die automatischen Kostensteigerungen durch Inflation und jährliche Gehaltsanpassungen in Betracht zieht. Dies steht im krassen Gegensatz zum Regierungsprogramm: "Die Positionierung in internationalen Vergleichen wird durch eine Stärkung des tertiären Sektors und der Forschung, das heißt durch verbesserte budgetäre Rahmenbedingungen, erhöht."

Jahrelang steckte die Politik angesichts der Probleme im Spitalsärztebereich den Kopf in den Sand. Nun, nachdem es nach den Vorgaben der EU-Kommission unausweichlich geworden ist, hat man sich des Problems endlich angenommen. Um die Mehrkosten abzudecken, ist angeblich daran gedacht, die "Ministerreserve" des Universitätsbudgets zu verwenden. Wir verwehren uns entschieden dagegen, dass Gelder, die für die Wissenschaft vorgesehen sind, verwendet werden, Budgetlücken in anderen Bereichen zu schließen. (Ulrike Diebold, DER STANDARD, 26.3.2015)