Noch hat der österreichische Wald auf der Weltausstellung einen Monat Zeit, um zu wachsen. Viele Bäume überragen schon das Dach.

Foto: Andrea Oldani

Täglich kann man im Österreich-Pavillon der Weltausstellung in Mailand einem Wald beim Wachsen zusehen. Inzwischen, rund ein Monat vor der Ausstellungseröffnung am 1. Mai, haben die 54 Bäume bereits die Dachgleiche überschritten. 12.000 Forst- und Kleingehölze, Sträucher, Stauden, Farne, Moose und Kletterpflanzen wurden im Innenhof des Pavillons gepflanzt. Den höchsten Punkt bildet der Wipfel einer zwölf Meter hohen Hainbuche. Sie überragt den Österreich-Pavillon und die meisten anderen Ausstellungsgebäude. Zudem ragt sie aus der Skyline der Expo-Bäume, die in diesem Jahr ein wichtiges Symbol der Weltausstellung sind, heraus.

Mehr als 20 Millionen Besucher werden erwartet. Das ist zwar ein Pappenstiel gegenüber den mehr als 70 Millionen Gästen in Schanghai im Jahr 2010. Aber für Mailands Wirtschaft, für das Hotel-und Gastgewerbe in der City und rund um die Stadt, sind die Gäste ein Goldsegen und sollen die Wirtschaft in Italien um bis zu ein Prozent ankurbeln.

Für die österreichische Idee gibt es bereits vor der Eröffnung viel Lob. "Dieser Pavillon zählt zu den originellsten Projekten", sagt etwa der Präsident der Mailänder Expo, Giuseppe Sala. Im Gespräch mit dem STANDARD meinte er, dass der gepflanzte "Wiener Wald" den Sinn der Ausstellung bestens treffe, dessen Motto "Den Planeten ernähren, Energie für das Leben" lautet. Denn nur durch reine Luft könnten Lebensqualität und die Nahrung gesichert werden.

Alle Bundesländer beteiligt

Natürlich handelt es sich beim Österreich-Pavillon nicht um einen reinen "Wiener" Wald. Sämtliche Bundesländer nehmen mit ihren Gärtnern und spezialisierten Technologiefirmen an der Umsetzung teil. In der Natur benötigt der Wald, besser gesagt ein Wald-Ökosystem, mehrere Jahrhunderte, um sich bis zur Klimax zu entwickeln.

An der Mailänder Expo konnte das Projekt dank des Know-hows der Experten von der Wiener Universität für Bodenkultur und der Technischen Universität in Graz innert weniger Monate umgesetzt werden. Auf einer speziell präparierten Fläche wurden mehr als 50 Bäume gepflanzt, die zum Teil mehr als 30 Jahre alt sind. Mit dem Wachsen des Waldes entwickelt sich sukzessiv die äußere Gebäudehülle. Bis zum 1. Mai wird sich dann der Wald frisch und luftig präsentieren.

Luftkraftwerk

Seine Funktion auf der Expo ist nicht nur, als Luftkraftwerk zu fungieren: Er produziert in einer Stunde so viel Sauerstoff, wie etwa 1800 Besucher benötigen. Auch bei der Energiegewinnung spielt er eine Rolle: Zur Stromgewinnung wird eine Farbstoffsolarzelle genutzt. Nach dem Prinzip der Fotosynthese wird dabei aus Licht Energie erzeugt. Und schließlich ist das Projekt visionär: Es soll sich als Prototyp für eine künftige Stadtplanung die Performance der Natur zunutze machen.

Mehr als 140 Länder und Institutionen präsentieren bei der Expo 2015 ihre Zukunftsvisionen für den Planeten. Derzeit sind 3500 Personen mit der Fertigstellung der verschiedensten Hallen am Ausstellungsgelände beschäftigt. Auch wenn die Mailänder zittern, ob alles bis zur Eröffnung fertiggestellt sein werde, beruhigte Bürgermeister Giuliano Pisapia seine Bürger: Er und Regierungschef Matteo Renzi garantierten bei einem Blitzbesuch an der gigantischen Expo-Baustelle nicht nur die planmäßige Fertigstellung, sondern auch den Erfolg. Zehn Millionen Tickets seien bereits verkauft worden.

Die rund zwölf Millionen Euro Projektkosten für den Österreich-Pavillon wurden von der Bundeswirtschaftskammer gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium übernommen. Andere Projekte, wie etwa der Coca-Cola-Pavillon oder der kostenaufwändige Nestlé-Pavillon, stehen hingegen im Kreuzfeuer der Kritik. Sie könnten das Thema verfehlt haben, heißt es beim Umweltverband Lega Ambiente. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 26.3.2015)