Nicht untertänig: Nadine Brandl.

Wien – Adria am Donaukanal mag nach Widerspruch klingen. Dennoch hat Österreichs Schwimmverband (OSV) in diesem Lokal im zweiten Wiener Bezirk am Dienstag eine Pressekonferenz abgehalten. Adria am Donaukanal, weil Glasbau, verheißt Transparenz, so hätten das die verantwortlichen, um Klarstellungen jedenfalls bemühten Herren vielleicht eher gesehen. Doch die Widersprüche haben klar überwogen.

Auf dem Podium saßen nämlich nicht nur Peter Rothbauer, einer der drei OSV-Vizepräsidenten, die nach dem Rücktritt von OSV-Präsident Stefan Miklauz die Geschäfte führen, OSV-Rechtsreferent Arno Pajek und OSV-Generalsekretär Thomas Unger, auf dem Podium saß auch Nadine Brandl. Die Herren, die nach einem Jahr im Amt bilanzieren wollten, hatten die Synchronschwimmerin dazugebeten, auf dass sie von Fortschritten im OSV berichte.

Doch Brandl hielt sich genau gar nicht ans Skript. "Wenn Sie mich fragen, ob sich etwas verändert hat, möchte ich sagen: Nein", sagte die 25-Jährige. Zwei Fachwartinnen seien "an einem Vorstand gescheitert, der Synchronschwimmen nur vom Schreibtisch her kennt", und zurückgetreten, viele Entscheidungen seien nicht nachvollziehbar. "Das hier ist das beste Beispiel. Da wurde, um über den Verband zu reden, eine Athletin eingeladen, der man ein halbes Jahr nur Steine in den Weg gelegt hat", sagte Brandl und stellte abschließend fest: "Mir fehlt das Vertrauen in den OSV."

Wasserspringer fühlen sich übergangen

Veronika Kratochwil, ehemalige Wasserspringerin, die im Auditorium saß, schloss sich an. Keiner der Vizepräsidenten sei bei den Staatsmeisterschaften aufgetaucht, der OSV behandle die Wasserspringer stiefmütterlich, übergehe selbst internationale Erfolge des WM-Fünften Constantin Blaha. Sie habe ihre Hilfe angeboten, sagte Kratochwil, das sei "dankend abgelehnt worden" – von Miklauz und der für den OSV tätigen PR-Agentur.

Da schluckten die drei Herren auf dem Podium, doch sie fingen sich wieder. Rothbauer, ein ehemaliger Langstreckenkrauler, hätte "nicht mit dieser Intensität der Kritik gerechnet. Ich nehme sie aber zur Kenntnis. Wir wollten ja ein ehrliches Feedback." Rothbauer lobte Brandl, die als einzige Athletin schon fix für die WM (ab 24. Juli, Kasan/Russland) qualifiziert ist, wo der OSV mit einem zehnköpfigen Team rechnet.

Gerichtsverfahren anhängig

Vier Gerichtsverfahren gegen den OSV sind anhängig, jenes gegen den ausgeschlossenen Jukic-Klub SC Austria hat er bereits verloren, es drohen Schadenersatzforderungen von in Summe 300.000 bis 400.000 Euro. Mit dem größten OSV-Sponsor Ströck sind circa 200.000 Euro jährlich verlorengegangen, und im OSV-Büro steht ein Großkopiergerät, das mehr als 700 Euro im Monat kostet. Die aktuell tätigen Herren, die da im Vorstand des OSV und auf dem Podium sitzen, verweisen verzweifelt darauf, dass viele der Missstände nicht auf ihrem, sondern auf früherem Mist gewachsen sind. Binnen elf Monaten soll ein neuer Präsident gewählt werden. Rothbauer:"Es gibt noch keine Bewerbungen."

Adria am Donaukanal bietet auch einen künstlichen Strand. Erinnert sandmäßig ans Getriebe des Schwimmverbands. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 25.3.2015)