"Wir können uns einem Menschen, dessen Gefühle klar und deutlich zu entschlüsseln sind, nur schwer entziehen", schreibt Coach und Entertainer Stefan Verra in seinem neuen Buch. Das sehe man gerade auch bei Kindern, die lange ganz offen ihre Gefühle zeigen - bis sie lernen, was sich gehört und was nicht.

Bei Erwachsenen kämen viele essenzielle zwischenmenschliche Fähigkeiten und Gefühlsäußerungen erst unter Einwirkung von Alkohol oder besonderen sozialen Situationen wie einem Fußballspiel, Mädelsabend oder der Weihnachtsfeier zum Vorschein, wenn man vor Lebensfreude sprüht und aus sich hinausgeht. "Das bedeutet, dass die meisten von uns ihre Ausdrucksfähigkeit nicht einfach verloren, sondern unter unter lauter Hemmungen versteckt haben", so Verra.

Doch das muss nicht so sein. In seinem Buch "Hey, dein Körper spricht!" beschreibt er auf anschauliche Weise die Körpersprache, was ihr zugrunde liegt und wie man sie steuern kann - zumindest zu einem gewissen Grad. (Florian Bayer, derStandard.at, 30.3.2015)

Wer der Entspanntere ist, sieht man gleich: Links der Souverän-Lockere, rechts der verkrampft-Ängstliche. "Wichtig ist, dass Sie aus Ihrem Temperament, Ihren Eigenschaften das Beste machen", schreibt Verra. Je nach Haltung können wir den Kaffeehaustisch "erobern" oder als Feind betrachten.

Severin Schweiger/edel verlag

"Der Mensch ist ganz klar ein Augentier", so Verra. Weil fast 90 Prozent der vom Hirn wahrgenommenen Information über den Sehsinn kommt, spielt dieser auch in allen sozialen Situationen eine große Rolle. Hier signalisiert Verra Offenheit und Sympathie.

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Es gibt keine Kommunikation, die nicht durch Hierarchie, Zu- oder Abneigung geprägt ist, so Verra. Das spiegelt sich auch in unserer Haltung. Hier sieht man Zorn, kurz vor dem Kontrollverlust.

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Was jeder weiß, aber nicht immer berücksichtigt: Arme verschränken steht für Verschlossenheit und Abwehr,...

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... Lächeln für Sympathie. Es zeigt, dass man mit dem Gegenüber in Kontakt treten will.

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Nirgendwo sind die Gesten eindeutiger als in Italien. In unseren Breiten zeigt kaum jemand Erstaunen, hebt allenfalls mal eine Augenbraue. Das könne man ändern, so Verra.

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Ruhe, Gelassenheit und eine aufrechte Haltung bringen Souveränität zum Ausdruck. Studien zeigen längst, dass die äußere Haltung starke Rückwirkungen auf unsere innere Einstellung haben kann.

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Im abschließenden Teil des Buchs nimmt er populäre Mythen rund um die Körpersprache unter die Lupe: Etwa, dass sich Lügen immer in der Körpersprache offenbaren – dafür gibt es kein stichhaltiges Argument, und selbst professionelle Lügendetektoren haben allenfalls eine Treffsicherheit von etwas über 50 Prozent, wie Verra schreibt.

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Auch fand der Sozialpsychologe Fritz Strack heraus, dass Menschen, die mit einem Stift quer im Mund zu einer "Lachmimik" gezwungen werden, Witze tatsächlich lustiger fanden.

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Alle anderen waren nicht nur mit ihrer Situation, sondern auch mit den Witzen deutlich weniger zufrieden.

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Verra fragt den Leser: Wie gehen Sie auf jemanden zu? Wie dynamisch ist Ihr Gang? Was machen ihre Arme beim Gehen? Wann nehmen Sie Blickkontakt auf – führen Sie oder folgen Sie? Wie viel Raum nehmen Sie ein?

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"Sie müssen nicht gut sein. Sie müssen nur gut wirken", sagte schon Machiavelli. Leicht abgewandelt heißt es bei Verra: "Bevor Sie gut sind – müssen Sie gut wirken".

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Dabei soll man aber auch nicht übers Ziel hinausschießen: Ein ehrliches Lächeln kann man nicht vortäuschen...

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... versucht man es doch, wirkt es aufgesetzt.

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Problematisch sieht Verra die vielen Lifestyle-Zeitschriften, die scheinbar ganz genau wissen, wann man sich wie zu verhalten hat, wohin die Beine zu stellen sind, was mit den Armen zu machen ist. Die Folge sei aber genau das Gegenteil vom gewünschten Ziel, nämlich ein Verkrampfen und ein künstliches Gefühl auf beiden Seiten. (Florian Bayer, derStandard.at, 30.3.2015)

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Stefan Verra
Hey, dein Körper spricht!

Worum es bei Körpersprache wirklich geht
Edel Verlag 2015
240 Seiten, 15,40 Euro

Foto: edel verlag