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Spitzenkandidatin Lucia Grabetz will, dass der VSStÖ die treibende Kraft in der ÖH-Bundesvertretung bleibt.

Foto: apa/Fohringer

Wien – Der Verband Sozialistischer Studentinnen (VSStÖ) steigt mit der Forderung nach einem Teilzeitstudium in den ÖH-Wahlkampf ein. Als Spitzenkandidatin tritt die 24-jährige Lucia Grabetz an. Die Studierendenorganisation der SPÖ setzt auf die Themen günstiges Wohnen, höhere Beihilfen und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Studium. Mit dem Slogan "Her mit dem ganzen Leben" will die Fraktion bei den Wahlen der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) überzeugen.

"Derzeit arbeiten laut einer Studie der ÖH und der Gewerkschaft 84 Prozent der Studierenden, viele davon, um sich ihr Studium leisten zu können", sagt Grabetz bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Deshalb sei die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums notwendig.

Weniger Studiennabbrecher

Wenn sich Studierende für ein Teilzeitstudium entscheiden, sollen sie nur die Hälfte der ECTS-Punkte absolvieren müssen, die Vollzeitstudierende ablegen, führt Grabetz aus. Das Teilzeitstudium soll doppelt so lange dauern dürfen wie ein Vollzeitstudium. Dafür werden aber auch die Beihilfen und Stipendien um die Hälfte gekürzt. Derzeit liegt der Arbeitsaufwand eines Semesters im Vollzeitstudium bei 30 ECTS-Punkten; damit Studierende nicht die Familienbeihilfe verlieren, müssen sie acht ECTS-Punkte absolvieren. "Mit der Möglichkeit eines Teilzeitstudiums werden viel weniger Studierende ihr Studium abbrechen", ist Grabetz überzeugt.

Erhöhung der Beihilfen

Wie die Junos, die ihren Spitzenkandidaten und ihr Programm am Montag präsentiert haben, fordert auch der VSStÖ eine Anpassung der Studienbeihilfe von derzeit maximal 679 Euro auf die Höhe der Mindestsicherung. In Wien bekommen Mindestsicherungsbezieher derzeit 827 Euro pro Monat. Zudem solle die Altersgrenze für Studienbeihilfen und Familienbeihilfe abgeschafft werden. Ein Problem sieht der VSStÖ auch in den Mindeststudienzeiten. Derzeit haben Bachelorstudierende Anspruch auf sieben Semester Studienbeihilfe (sechs Semester Mindeststudienzeit plus ein Toleranzsemester). Die Anzahl der Toleranzsemester soll ausgeweitet werden, fordern die Studierendenvertreter. Zudem müsse es eine Sozialversicherung für alle Studierenden geben. Die Studienzeit solle für die Pensionsjahre angerechnet werden.

Grabetz, die aktuell für die ÖH als Sozialreferentin tätig ist, sieht vor allem die hohen Kosten fürs Wohnen als ein großes Problem für die Studierenden. Deshalb fordere der VSStÖ Höchstgrenzen für Mieten, eine Leerstandsabgabe auf ungenutzte Wohnungen sowie mehr Transparenz bei der Wohnbeihilfe. "Derzeit ist das in jedem Bundesland sehr unterschiedlich geregelt und sehr undurchsichtig", sagt Grabetz. Die Streichung der Heimförderung für Studentenheime müsse zudem rückgängig gemacht werden.

Zuschüsse für Kautionen

Die Umsetzung all dieser Projekte liegt allerdings nicht in den Händen der ÖH. Folgende konkrete Projekte plant der VSStÖ in der Bundesvertretung, wenn die Fraktion wieder Teil der Exekutive werden sollte: Der ÖH-Sozialfonds, der finanzielle Unterstützung für Studierende in Notlagen bietet, soll künftig auch Zuschüsse für Mietkautionen und Heizkosten ausbezahlen können. Zudem schlägt Grabetz eine "Check Your Job"-Plattform vor, bei der sich Studierende über ihre Rechte im Job informieren können sollen. Außerdem solle es die Möglichkeit geben, Arbeitgeber zu melden, die kein ordentliches Dienstverhältnis bieten. Die ÖH solle auch eine Plagiatssoftware anbieten, über die Studierende ihre Diplomarbeiten vorab prüfen lassen können sollen.

Der VSStÖ sitzt seit 2009 in der Exekutive der ÖH-Bundesvertretung. Derzeit koaliert die Fraktion mit den Grünen und Alternativen StudentInnen (Gras), den Fachschaftslisten (FLÖ) und der Fraktion Engagierter Studierender (Fest).

"Stolz zurückblicken"

Aktuell ist Julia Freidl für den VSStÖ Generalsekretärin. Sie ist mit der Arbeit der vergangenen beiden Jahre zufrieden. "Ich kann sehr stolz zurückblicken", sagt sie. Sie hob vor allem die Mitarbeit am neuen ÖH-Wahlgesetz hervor, dass heuer erstmals seit 2005 wieder eine Direktwahl der ÖH-Bundesvertretung ermöglicht. Mit den Protesten gegen die Abschaffung des eigenständigen Wissenschaftsministeriums im Jahr 2013 habe man das politische Gewicht der ÖH erhöht. Zudem bringe sich die ÖH in der Hochschulkonferenz – einem Gremium, in dem auch Vertreter des Wissenschaftsministeriums und der Universitäten sitzen – aktiv ein.

Freidls Nachfolgerin Grabetz studiert Deutsch und Französisch auf Lehramt an der Universität Wien. Als Ziel für die Wahlen, die von 19. bis 21. Mai stattfinden, setzt sie sich 20 Prozent der Stimmen. 2013 wählten bundesweit 17 Prozent der Studierenden den VSStÖ. Damals gab es allerding noch keine Direktwahl. Ihre Liste strebe wieder eine Beteiligung in der nächsten Exekutive an, sagt Grabetz, man wolle weiterhin eine "treibende Kraft" sein. Sie sei für Verhandlungen mit allen Fraktionen außer dem Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) offen. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 24.3.2015)