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Ted Cruz, Galionsfigur der Teaparty, will nächster US-Präsident werden.

Foto: REUTERS/Chris Keane

Als Ted Cruz versuchte, Barack Obamas Gesundheitsreform auszuhebeln, griff er zum Mittel des Filibusters, der Dauerrede. 21 Stunden lang stand der Senator ununterbrochen am Pult.

Der Marathonrede folgte eine 16-tägige Teilschließung der Bundesbehörden. Seit diesem Paukenschlag im Herbst 2013 steht Cruz in der ersten Reihe der Politik. Nun ist er der erste Bewerber von Rang, der an den Start des Rennens ums Weiße Haus geht, eine Galionsfigur der Tea Party, deutlich konservativer als die republikanischen Favoriten Jeb Bush und Chris Christie, die sich offiziell noch erklären müssen.

Cruz erklärt den Klimawandel zum Schwindel und will die Pflicht zur Krankenversicherung rückgängig machen. Er plädiert für die Todesstrafe und für lockere Waffengesetze und wendet sich gegen eine Reform des Einwanderungsrechts. Außenpolitisch ist er ein Hardliner: Nicht nur dass er einen Brief signierte, in dem 47 Senatoren die iranische Führung wissen ließen, schon der nächste Amtsinhaber im Oval Office könne jedes Atomabkommen mit einem Federstrich außer Kraft setzen – auf die Frage, ob er den Affront mitten in delikaten Verhandlungen nicht bereue, setzte Cruz noch eins drauf: Beim nächsten Mal unterschreibe er in Großbuchstaben, "damit der Ajatollah nicht zur Lesebrille greifen muss, um meine Unterschrift zu erkennen".

Der hochkarätige Jurist beherrscht aber auch die Kunst des geschliffenen Wortes. Schon beim Studium, in Princeton und Harvard, war er der beste Debattenredner seines Jahrgangs. Später machte er sich einen Namen, indem er den Staat Texas nicht weniger als neun Mal vor dem Obersten Gerichtshof vertrat, oft brillant, wie Insider anmerkten. 2012 wählten ihn die Texaner in den US-Senat, wo er sich als wortgewaltiger Champion der reinen Tea-Party-Lehre profilierte.

Interessant ist auch die Familiengeschichte des Senkrechtstarters. Sein Vater Rafael floh 1957 aus Kuba, nachdem er sich mit den Gegnern des Diktators Batista verbündet hatte. Nach dem Sieg der Rebellen um Fidel Castro kehrte er zurück, aber nur für kurze Zeit, ehe er beschloss, auf Dauer im Exil zu bleiben. Später zog Cruz senior in die kanadische Provinz Alberta, wo er in die Ölförderung einstieg und wo 1970 sein Sohn Ted geboren wurde.

Fürs Weiße Haus darf der Junior dennoch kandidieren: Seine Mutter Eleanor ist US-Amerikanerin. (Frank Herrmann, DER STANDARD, 24.3.2015)