Wien - Die Online-Mitarbeiter des ORF protestieren gegen die monatelangen Verzögerungen bei den Verhandlungen über eine Valorisierung ihrer Gehälter. Für Montagnachmittag wurde eine Betriebsversammlung der ORF Online und Teletext GmbH & Co KG einberufen. Der Betriebsrat droht der ORF-Führung mit Arbeitskampf und hat dafür auch die Unterstützung der Gewerkschaft.

Weiter verhandeln

Im ORF setzt man weiter auf Verhandlungen. "Es herrscht hundertprozentige Bereitschaft die Verzögerungen nicht mehr länger hinzunehmen und zur Durchsetzung der Ansprüche alle gebotenen Mittel einzusetzen", erklärte Online-Betriebsratsvorsitzende Nadja Igler am Montag in einer Aussendung. ORF-Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser forderte von der ORF-Spitze "sozialpartnerschaftlichen Umgang" und ein Ende des "Verhandlungsdilettantismus".

Es sei "beschämend nach außen hin die Trimedialität landauf landab zu feiern, während man den eigenen Beschäftigten ihre grundlegenden und vereinbarten Rechte vorenthält und deren ohnehin maßvolle Forderungen ignoriert. So ist man als öffentlich-rechtliches Unternehmen auf dem besten Weg, das ohnehin heftig umstrittene Projekt trimedialer Newsroom noch vor der Umsetzung zu Grabe zu tragen", sagte Moser.

Rückkehr zum Verhandlungstisch

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz rief unterdessen zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Die Gespräche über das Ausmaß der Valorisierung der Gehälter wurde im Dezember gestartet. Auch ein Vierteljahr später gebe es aber laut Belegschaftsvertretung und Gewerkschaft noch immer keinen Abschluss, weil von der ORF-Geschäftsführung zuerst Verhandlungstermine verschleppt wurden und Ende Februar vom Leiter des Verhandlungsteams der Geschäftsführung mitgeteilt wurde, dass ihm von der ORF-Konzernspitze kein Verhandlungsspielraum eingeräumt wurde.

Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) sowie der ORF-Betriebsrat hätten daraufhin Wrabetz ersucht, ein mit entsprechendem Mandat ausgestattetes Verhandlungsteam zu nominieren, eine Antwort sei jedoch ausgeblieben. Nun will man offenbar nicht weiter zuwarten und der ORF-Geschäftsführung vor einer ORF-On-Aufsichtsratssitzung am Dienstagvormittag "den Ernst der Situation unmissverständlich verdeutlichen", wie es aus Gewerkschaftskreisen heißt.

Das Verhalten der ORF-Geschäftsführung wird als "besonders absurd" eingestuft, weil die Forderungen der Online-Mitarbeiter "sehr maßvoll" seien. Die Gewerkschaft signalisierte am Montag jedenfalls Unterstützung für das Anliegen.

Inakzeptabel und jenseits

"Die Beschäftigten dürfen - ebenso wie die ORF-Geschäftsführung - davon ausgehen, dass die GPA-djp ganz genau weiß, wie gegen ein derartig inakzeptables und jenseits des Sozialpartnerbogens liegenden Verhalten effizient vorgegangen werden kann", erklärte GPA-djp-Bundesgeschäftsführer Karl Proyer. ORF-Generaldirektor Wrabetz sagte am Montag gegenüber der APA, dass laut dem Firmen-Kollektivvertrag, auf den man sich geeinigt habe, die Geschäftsführung der ORF Online und Teletext GmbH & Co KG der Verhandlungspartner der Belegschaftsvertretung sei.

Diese hätte natürlich ein Mandat, allerdings innerhalb eines bestimmten ökonomischen Rahmens. "Ich nehme an, die ORF-On-Geschäftsführung wird morgen im Aufsichtsrat über den Stand der Verhandlungen berichten. Und ich nehme an, dass es danach Unterstützung für die ORF-On-Geschäftsführung geben wird, weitere Gespräche zu führen. Ich appelliere an die Belegschaft, mit der Geschäftsführung gemeinsam an den Verhandlungstisch zurückzukehren", so Wrabetz. (APA, 23.3.2015)