Unter www.notstandspital.at ist niemand mehr erreichbar. "Vorübergehend geschlossen" prangt dort in weißen Lettern vor rotem Hintergrund. Kammervize Hermann Leitner hat im STANDARD-Gespräch folgende Erklärung für das "Hoppala" parat: Die Seite sei von Präsident Szekeres "im Alleingang ohne offiziellen Beschluss" online gegangen, mit der Schwachstelle, dass nicht alle Inhalte der Seite breite Zustimmung fänden. Anders bei www.schuetzenwirunserespitaeler.at: Hier stehe die gesamte Ärztekammer Wien dahinter. Leitner ersetzt nun den Präsidenten nach dem verheerenden Abstimmungsergebnis der Wiener Kollegen am Verhandlungstisch mit Stadt Wien und Krankenanstaltenverbund. "Es wird gerungen", beschreibt er die Gespräche. Für kommende Woche sei – nach der Demo und vor dem geplanten Landtagsbeschluss über das neue Gehaltsmodell kommenden Freitag – ein Treffen in Aussicht gestellt worden. Über die Demonstration heute, Montag, ist Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely aber gar nicht erfreut. Das Vorgehen der Ärztekammer sei "durch nichts zu rechtfertigen".

Erste Hilfe für Ambulanzen

Auf einer anderen Baustelle ist man in Wien bereits etwas weiter, nämlich bei Primary Health Care. Gemeint ist damit eine Neuorganisation der gesundheitlichen Primärversorgung. Und zwar – und hier schließt sich der Kreis – mit dem Ziel, die teuren, überfüllten und von der Arbeitszeitverkürzung stark betroffenen Spitalsambulanzen zu entlasten.

Die ersten beiden Pilotprojekte sollten mit April 2015 starten, das wird sich allerdings nicht ausgehen, wie man dem STANDARD auf Nachfrage erklärt. Pilotprojekt eins wird gegen Ende des Monats aus einer bestehenden Gruppenpraxis heraus in Wien-Mariahilf starten. Das Besondere an Primary Health Care: Zusätzlich zu den Ärzten (und unter deren Leitung, was den Standesvertretern besonders wichtig war) werden diplomierte Krankenpfleger und Ordinationsassistenten vor Ort sein. Mit Berufsgruppen wie Ergotherapeuten und Psychologen soll zusammengearbeitet werden.

Pilotprojekt zwei, das in direkter Nähe zum Donauspital angesiedelt sein soll, wird frühestens Anfang Herbst den Betrieb aufnehmen. Bislang haben sich auf die Ausschreibung noch keine Interessenten gemeldet. Die Stadt Wien fördert beide Projekte mit 480.000 Euro jährlich.

Die neuen Gesundheitszentren sollen mindestens fünf Tage die Woche für mindestens zehn Stunden geöffnet haben. Bis 2016 soll ein Prozent der Bevölkerung dorthin umgeleitet werden. Vor allem chronisch kranke oder geriatrische Patienten sollen so besser und billiger versorgt werden. (riss, DER STANDARD, 23.3.2015)