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The Makemakes und und ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner bejubeln den Sieg.

Foto: APA/Fohringer

Jetzt soll es im ORF eine Song-Contest-Schwindelei gegeben haben. Tausende TV-Zuseher und "Krone"-Leser ärgern sich besonders, zum Beispiel über Folgendes: Die "Wer singt für Österreich"-Moderatorin Mirjam Weichselbraun hatte bei der Show mit keinem Wort erwähnt, dass die "internationale Jury" Band-Acts bewertet hat, die sieben Tage zuvor aufgezeichnet worden sind. Wie sich "Krone"-Leser ärgern, ging etwa aus der Leser-Reaktion eines gewissen sixpackjunkie hervor, der dem Blatt mitteilte: "Habe den ORF gestern abgemeldet! Brauche keine Erlagscheine von Betrügern!"

Dass ein sixpackjunkie seine ORF-Gebühren noch mit Erlagschein einzahlt, hätte man nicht erwartet. Auch nicht dieses Vertrauen in den ORF, dessen Enttäuschung sich in der Person eines jimmy999 so äußerte: "Der ORF hat die Gebührenzahler wieder einmal total verarscht - unfassbar." Und geradezu naiv ein BananenRepublikaner: "Dr. Wrabetz wird recht fürstlich entlohnt, um den Zusehern die perfekte Illusion zu liefern. Wie könnt ihr denn so unser Weltbild vom ,Bildungsauftrag des ORF' zerstören?" Umso wichtiger, was ein Sprecher der Generaldirektion im "Krone" -Gespräch sagte: Generaldirektor Alexander Wrabetz hat von diesen Ideen nichts gewusst.

Da wird der ,Bildungsauftrag des ORF' zerstört, und der Generaldirektor weiß nichts davon? Zum Glück für Wrabetz und nicht unkritisch gegenüber der "Krone"-Leserschaft rückte ein harryklein06 die Dinge wieder zurecht: "Wer alles im TV für bare Münze nimmt, dem fehlt es wirklich an Intelligenz ... TV ist Illusion, und das ist auch gut so."

Aber nicht nur TV ist Illusion, auch "Österreich" ist es, wie das Blatt, berühmt für seine Illusionsinterviews, im Zusammenhang mit dem Song Contest neuerlich bewies. Makemakes-Sänger: Ist Song-Contest-Star Sohn von Waltz? war Dienstag der Blattaufmacher, ergänzt um das Versprechen Aufreger: Das sagt der Austro-Kandidat zu Gerücht.

Die genetische Kombination von Christoph Waltz und dem Song-Contest-Star basierte auf der journalistischen Erkenntnis: Dementi gibt's bislang keins, jedenfalls kein Dementi zu "Österreich". Das ist praktisch dasselbe wie ein unumstößlicher Beweis, bestens gestützt auf Spatzen. Schon im Vorfeld pfiffen es die Spatzen von den Dächern. Doch seit The Makemakes ihr Song-Contest-Ticket gelöst haben, brodelt die Gerüchteküche endgültig über: Ist Sänger Dominic Muhrer (24) wirklich, wie vielfach spekuliert, der uneheliche Sohn von Oscar-Star Christoph Waltz?

Jetzt muss man sich einmal vorstellen, dass ohne das gelöste Song-Contest-Ticket die vielfache Spekulation niemals aufgeflogen und die Gerüchteküche niemals übergebrodelt wäre! Aber das Waltz-Gerücht zieht sich durch Presse und Internet, und da nirgends der Informationsauftrag so ernst genommen wird wie bei Fellner, eben auch durch "Österreich".

Und gut dokumentiert durch die Legende vom Mondsee. Die geht so: Vor 25 Jahren war Christoph Waltz noch ein TV-Schauspieler. Einer, der unerkannt durch die Straßen ziehen konnte. Und dann soll er sie erkannt haben! Damals habe er die Mama von Dominic Muhrer näher kennengelernt. Wenn sie damals schon die Mama von Dominic Muhrer war, wäre seine Vaterschaft zwar ausgeschlossen, aber wer nimmt es so genau. Hauptsache: Jahre später war er Oscar-Sieger - und sein angeblicher Sohn ist Song-Contest-Teilnehmer für Österreich!

Geschichten, die - wenn das Leben schon zögert - "Österreich" gerne verwurstet, denn: Mysterium. So geht zumindest seit dem Sieg des Makemakes-Sängers die Legende um den Salzburger Mondsee. Die besten Storys schreibt das Leben! Und wenn das Leben partout nichts hergeben will, springt ein weiblicher Star-Insider des Blattes ein. Spinne ich weiter, fallen mir viele Fragen ein: Fuhren die Makemakes deshalb nach Los Angeles, um die Single aufzunehmen? Schlief er dort in Papas Villa? Und hat Waltz die Moderation abgelehnt, weil sein SOHN dabei sein könnte?! Mir wird schwindlig ...

Verständlich. Dabei hat das Blatt ohnehin seriös recherchiert. "Österreich" hat direkt an der Quelle nachgefragt. "Irgendjemand hat das mal auf Youtube unter ein Video von uns geschrieben und dann hat sich das Ganze immer mehr aufgebauscht", erklärt sich Dominic den Wirbel. Und was ist nun wirklich dran? Grinsen. "So ein Gerücht ist unbezahlbar." Dominics Bart nach zu schließen, könnte Conchita Wurst seine Schwester sein. Dementi gibt's bislang keins. (Günter Traxler, DER STANDARD, 21./22.3.2015)