Agusta-Bell-Hubschrauber (AB 212) des Bundesheeres bei einem Hilfseinsatz (mit angehängtem Löschtank in Griechenland)

Foto: Bundesheer/Wenzel

Wien - Der im Jahr 1980 beschaffte mittlere Transporthubschrauber Agusta Bell 212 - eine italienische Lizenzproduktion des während des Vietnamkriegs entwickelten Twin Huey Two-Twelve - ist beim Bundesheer in die Jahre gekommen, er sollte um 2020 ausgeschieden werden. Weil man sich aber lange Diskussionen um eine Neubeschaffung ersparen wollte, hat das Verteidigungsministerium im Jahr 2010 beschlossen, den technisch veralteten Geräten ein Midlife-Update (MLU) zu spendieren. Damit sollten sie für weitere 25 Jahre Dienst tun können.

Tun sie aber zumindest derzeit nicht: Denn von den 23 in Linz-Hörsching stationierten Fluggeräten sind nach STANDARD-Informationen derzeit nur sechs überhaupt einsetzbar. Dabei hatte der damalige Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) angekündigt, mit dem MLU werde im Juni 2010 begonnen und es solle in vier Jahren abgeschlossen sein. Aktueller Stand: 14 Hubschrauber haben das Update inzwischen eingebaut bekommen, sieben stehen derzeit in der Werft in Italien, zwei warten noch auf die Überstellung dorthin.

Das Verteidigungsministerium erklärt dazu, dass der geringe Klarstand eine vorübergehende Erscheinung sei, im Vorjahr wäre er noch geringer gewesen - und zwar durchaus geplant, weil eben viele Helikopter gerade zur Umrüstung in Italien waren.

Kostenüberschreitung

Dabei gibt es nicht nur Zeitverzögerungen, sondern auch eine Kostenüberschreitung. Hatte Darabos seinerzeit die Kosten mit 63 Millionen Euro angegeben, so nennt das Ministerium auf Anfrage des Standard einen Preis von 76,8 Millionen Euro. Das habe mit zwei Vertragsänderungen zu tun - denn inzwischen ist man draufgekommen, dass das Update des Cockpits doch umfänglicher ausfallen muss als unter Darabos geplant: Die bisher eingebauten analogen Anzeigen wurden durch Bildschirme ersetzt, und da wollte man nun doch lieber drei statt wie zuerst bestellt nur zwei haben, zudem wurde ein umfänglicheres GPS-Modul bestellt. In der alten Konfiguration mussten sich die Piloten mit einem tragbaren GPS behelfen.

Selbstschutz

Durch die Verwendung von neuen Nachtsichtbrillen wurde die Flugsicherheit bei Nacht und schlechter Sicht erhöht. Auch die Selbstschutzfähigkeit wurde verbessert, es gibt nun ein Raketenwarnsystem, Radarwarnempfänger und ein Täuschkörperausstoßsystem wurden eingebaut.

Das ist vor allem für internationale Einsätze relevant, da auch Rebellen in von Friedenstruppen zu schützenden Gebieten häufig über tragbare Fliegerabwehrraketen verfügen.

Die Zusatzwünsche seien teuer, aber notwendig, argumentiert das Ministerium. Dort ist man auch zuversichtlich, dass die von Verteidigungsminister Gerald Klug in einer parlamentarischen Anfrage gemachte Ankündigung, das Update werde im November 2015 abgeschlossen sein, halten wird.

Falsche Dokumentation

In Linz hört man allerdings etwas anderes: Zunächst sei die von Darabos angekündigte Nachrüstung mehrfach abgeblasen und umgeplant worden. Als 2013 die ersten upgegradeten Maschinen von Rom nach Linz überstellt wurden, hätten sich massive Mängel gezeigt. Drei italienische Techniker hätten anreisen müssen, um nachzubessern, damit die Dokumentation der Flugzeuge und der tatsächliche Zustand in Übereinstimmung gebracht werden konnten - sonst dürften die Geräte eigentlich gar nicht startklar geschrieben werden.

Erzählt wird, dass Kabelstränge ziemlich unprofessionell über scharfe Kanten gelegt worden seien und das noch dazu in verschiedenen Maschinen unterschiedlich.

Überdies hat die Zusatzausrüstung die Maschinen schwerer gemacht - weil aber die beiden Turbinen nicht gleichzeitig upgegradet wurden, schlägt sich das in geringerer Leistungsfähigkeit nieder.

Konflikt mit dem Innenressort

Politisch hat die Nachrüstung der AB 212 bereits mehrfach für Aufregung gesorgt, weil die FPÖ die Ankündigungen von Darabos mit den realen Verzögerungen und Kostensteigerungen abgeglichen hat. Zudem hat es im Jänner einen Konflikt innerhalb der Regierung gegeben, weil das schwarze Innenministerium Helikopter kaufen wollte, die exakt das gleiche Einsatzspektrum wie die AB 212 haben sollen. Damals hatte das Bundesheer versichert, dem Innenministerium jederzeit mit diesem Fluggerät aushelfen zu können. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 20.3.2015)