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Prestigeprojekte wie jener millionenschwere "Triumphbogen" im Zielgelände der Schladminger Planai standen auf der Prüfagenda des Rechnungshofs.

APA / Barbara Gindl

Graz - Rechnungshofspräsident Josef Moser ließ sich entschuldigen. "Termine, Termine", hieß es in seinem Büro. "Ich kann zumindest bestätigen", sagte die Sprecherin des Rechnungshofs (RH), Doris Grabherr, in dessen Vertretung, "dass ein Exmitarbeiter von uns in der steirischen Landesregierung arbeitet".

An sich ein vielleicht schöner Karrieresprung, wären da nicht die Optik und die Umstände dieses erstaunlichen Jobwechsels.

Der bis vor wenigen Monaten noch aktive Rechnungshofsprüfer Mario J. war im Herbst 2014 an vorderster Stelle mit dabei, die Vorwürfe - Geldverschwendung, Protzbauten, geschwärzte Verträge - rund um die Ski-WM in Schladming aufzuklären. Wegen des Rechnungshofsberichts herrscht in der steirischen Landesregierung seit Monaten hohe Nervosität, zumal negative Prüfungsergebnisse Munition für die Opposition im anlaufenden Landtagswahlkampf bieten könnten.

Gefürchteter Prüfer

Mario J. - er galt in der steirischen Landesverwaltung als überaus strenger und gefürchteter Prüfer - hat nun, wie der Standard in Erfahrung brachte, genau zum Zeitpunkt der heißen Phase der Prüfungen die Seiten gewechselt und einen Topjob in der steirischen Landesregierung angenommen. Der ehemalige Rechnungshofsprüfer fungiert seit Oktober 2014 als stellvertretender Referatsleiter Sport - in genau jener Abteilung, die besonders im Fokus der Rechnungshofüberprüfung stand.

Im Rechnungshof zeigt man sich über die Causa jedenfalls einigermaßen überrascht. Grabherr beeilt sich aber festzuhalten, "dass das "Vier-Augen-Prinzip" bei den Prüfungen immer sichergestellt sei. "Bei unseren Prüfungen sind immer mehrere Mitarbeiter tätig, das Ergebnis ist zuzusagen ein Teamwork", sagt Grabherr. Die Objektivität des Rechnungshofsberichts über Schladming sei in jedem Falle gesichert.

RH-Bericht kommt erst nach Wahlen

Der Schladming-Rohbericht werde "in einigen Wochen zugestellt", man werde "sicher sehen, dass er sehr objektiv erstellt wurde". Der Endbericht werde allerdings - aufgrund der Fristen für die Stellungnahmen, die dem Land eingeräumt werden - nicht vor der Landtagswahl am 31. Mai vorliegen, sagt die Rechnungshofssprecherin.

Mario J. will sich zu seinem Karrieresprung an die Spitze jener Abteilung, die er und seine Kollegen noch kurz zuvor für den Rechnungshof geprüft haben, nicht äußern. "Ich gebe da keine Auskunft. Ich werde zu Berichten und zu meinem alten und jetzt auch neuen Dienstgeber keine Stellungnahme abgeben", sagte Mario J. im Gespräch mit dem Standard. Das erledigte stellvertretend für ihn sein Abteilungsleiter für Sport und Tourismus, Hellmuth Schnabl. Dessen Abteilung stand im Brennpunkt der Rechnungshofsprüfungen. Schnabl: "Ja er war Mitglied des Rechnungshofsprüfteams und hat sich für eine Arbeit bei uns interessiert und gefragt, ob wir eine Möglichkeit hätten. Er ist ja auch Steirer." Das Land habe ihm diesen Job anbieten können.

"Heilfroh, dass wir ihn haben"

"Und ich sag ihnen, ich bin heilfroh, dass wir ihn haben. Wir haben zwar einen Aufnahmestopp, aber diese Chance darf man sich nicht entgehen lassen. Ich bin sehr froh, einen derartigen Experten in meinem Team zu haben", sagte Schnabl." Und die Optik? "Die Optik interessiert mich ehrlich gesagt wenig. Er ist ein guter Mann, und er wird nicht in Loyalitätsprobleme kommen. Er wird mit der Rechnungshofsprüfung und der Stellungnahme des Landes zum Bericht nichts zu tun haben. Da wird er nicht eingebunden werden."

Mario J. werde in Hinkunft bei Großprojekten eingesetzt werden.

(Walter Müller, DER STANDARD, 19.3.2015)