Vor vier Jahren wurde der verschollen geglaubte Schnabelwal-Schädel wiederentdeckt. Das Fossil gibt Aufschluss über die Hebung Ostafrikas vor 17 Millionen Jahren und den damaligen Klimawandel.

Foto: Louis L. Jacobs, Southern Methodist University

Potsdam – Das wiederentdeckte Fossil eines Walschädels lieferte Wissenschaftern nun Anhaltspunkte darüber, wann sich der Osten Afrikas emporhob. Das Tier war vor rund 17 Millionen Jahren in einen Fluss geraten und weit im Landesinneren gestrandet, vermutlich also nur wenig über dem Meeresniveau. Daraus schloss der Forscher, dass sich die Region, wo der Meeressäuger verendet war, vor 17 Millionen Jahren gerade erst zu heben begonnen hatte.

Entsprechend einer neuen Studie ging die Hebung Ostafrikas mit Umweltveränderungen einher, die vermutlich die Menschheitsentwicklung prägte. Henry Wichura von der Universität Potsdam und seine Kollegen untersuchten den Schädel eines Schnabelwals aus der heutigen Turkana-Region in Kenia – 740 Kilometer im Landesinneren und auf einer Höhe von 620 Metern.

Das Fossil wurde 1964 während einer Expedition gefunden und ausgegraben. Erst elf Jahre später ist es erstmals öffentlich gezeigt worden. Danach galt es für über 36 Jahre als verschollen. In einer Kollektion für besonders große Fundstücke wurde es 2011 schließlich wiederentdeckt.

Im Fluss verirrt

Das Fossil repräsentiert einen tieftauchenden Meeressäuger innerhalb der Walfamilie. Wichura und seine Kollegen berichten, dass das Tier sich während seiner Wanderung entlang der Ostafrikanischen Küste in einem großen Flusssystem verirrte und etwas über dem Meeresspiegel, aber weit im Landesinneren strandete. Die Ostafrikanische Region war demnach vor 17 Millionen Jahren relativ flach und durch häufigen Regenfall gekennzeichnet.

Die Flora wies eine regenwaldähnliche, sehr dichte Vegetation auf und bildete das Habitat diverser Säugetierarten, einschließlich früher Primaten. Die Hebung Ostafrikas führte zu trockeneren Umweltbedingungen, offenen Habitaten und förderte vermutlich die Entwicklung des aufrechten Ganges, so die Wissenschaftler. (red, derStandard.at, 23.3.2015)