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Adalbert Prechtl, Vizerektor der Technischen Universität Wien, glaubt, dass es zu einer Novellierung der Steop kommen wird.

Foto: APA / Regina Aigner

Wien – Die Universitätenkonferenz (uniko) hofft auf eine "präzisere" Formulierung der Studieneingangs- und Orientierungsphase (Steop). Dazu hat sich der Vizerektor der Technischen Universität Wien, Adalbert Prechtl, am Montagabend bei einem Pressegespräch bekannt. Nicht klar im Gesetz geregelt ist laut Prechtl, ob die Steop aus einer oder aus mehreren Lehrveranstaltungen zu bestehen hat. Manche Unis hätten die Steop derzeit eher als Studieninformation umgesetzt. "Ich glaube aber, dass man eine Studieninformation eher vor Studienbeginn machen sollte", sagt der Vizerektor.

In einigen Wochen will eine Arbeitsgruppe, der neben der uniko auch Vertreter des Wissenschaftsministeriums sowie der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), eine Empfehlung über die Steop abgeben. Prechtl glaubt an eine Novellierung der Studieneingangsphase. Es werde aber wohl zu einem wie auch immer gearteten Tauschgeschäft zwischen SPÖ und ÖVP kommen.

Einheitliche Steop

Um Studienanfängern einen besseren Überblick über ihre Fachrichtung zu geben, wurde die Studieneingangsphase 2011/12 eingeführt. Die Steop gilt an jenen Unis, wo es keine generellen Zugangsbeschränkungen gibt. Da aber bisher eine einheitliche Gesetzgebung für die Umsetzung fehlt, reicht der Umfang der Steop von 0,5 bis 30 ECTS-Punkten. Wobei 30 ECTS einem Arbeitsaufwand von einem Semester Vollstudium entsprechen.

Für die Vizerektorin der Uni Wien, Christa Schnabl, hat sich die Einführung der Steop bewährt. Allerdings hätte für sie ein Steop-Mindestumfang von zehn bis 15 ECTS-Punkten für alle Unis durchaus Sinn. "Es soll keine reinen Knock-Out-Prüfungen geben", sagt Schnabl, "aber es müssen von den Lehrenden am Studienbeginn Basisanforderungen formuliert werden, damit man sagen kann: Dieses Studium kann gelingen."

Fehlende Grundfertigkeiten

Laut einer Studie des Instituts für Höhere Studien brechen 30 Prozent der Studenten ihr Studium innerhalb der ersten beiden Semester ab. Die Rektoren sehen deshalb Handlungsbedarf. Im Rahmen der Hochschulkonferenz hat die uniko einige Good-Practice-Beispiele präsentiert, die Empfehlungen zur Verbesserung der Qualität in der Lehre darstellen.

An der TU Wien gibt es für Studieninteressierte eigene Self-Assessment-Tests, bei denen sie ihre Begabungen überprüfen können. Um Studienanfängern die oft fehlenden Grundkenntnisse zu vermitteln, gibt es eigene Angebote. "Der Drill und das Trainieren in den Mittelschulen in Mathematik sind weggefallen, da die Zeit nicht mehr da ist", sagt Prechtl. Die TU bietet deshalb sogenannte "Brückenkurse" in Mathematik für Studienanfänger an. Rund die Hälfte der 4000 Studienbeginner nehmen diese in Anspruch.

Assessement-Tests für Schüler

Auch an der Universität Wien wird verstärkt auf Unterstützung beim Studienbeginn gesetzt. Neben einem studentischen Monitoring, bei dem Studenten aus höheren Semestern Studienanfänger coachen, wird in einigen Studienrichtungen, ähnlich wie an der TU Wien, ein Online-Self-Assessement vor dem Studienbeginn angeboten. "So können angehende Studenten ihre Erwartungshaltungen an ein Studium mit den tatsächlichen Lehrinhalten abgleichen. 90 Prozent fanden den Test hilfreich, deshalb wollen wir das Angebot weiter ausdehnen", sagt Vizerektorin Schnabl.

Puls der Zeit

Um auch Qualität am Ende des Studiums besser gewährleisten zu können, wurde unter anderem an der Karl-Franzens-Universität in Graz ein "Schreibzentrum" eröffnet. "Es gibt nicht wenige Personen, die sich nicht leicht tun, wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen", so der Vizerektor der Uni Graz und Vorsitzende des Uniko-Forums Lehre, Martin Polaschek. Das seien vor allem Berufstätige, die erst nach längerer Zeit wieder in den Uni-Betrieb einsteigen.

Für Polaschek ist eine gute Lehre im ständigen Wandel: "Vor zehn Jahren war es der absolut letzte Schrei mit Power-Point zu arbeiten, vor dreißig Jahren galt Selbiges für Folien auf einem Over-Head-Projektor – inzwischen gibt es wieder ganz andere Erwartungen." Weitere "Good-Practice-Beispiele" diverser Universitäten sind auf der Plattform "Gute Lehre" einsehbar. (Sophie-Kristin Hausberger, derStandard.at, 17.03.2015)