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Der ORF will mit Flimmit gegen Streaming-Anbieter reüssieren

Foto: APA/Hochmuth

Die Video on Demand-Plattform Flimmit startet diese Woche mit neuem Abomodell und neuem Partner ORF. Flimmit umfasst rund 4.000 Filme und Serien mit Schwerpunkt auf österreichischen und europäischen Produktionen. Der ORF hält derzeit 25,1 Prozent an Flimmit, will seinen Anteil heuer auf 88 Prozent aufstocken und die Plattform später zur Gänze übernehmen.

Nonlinear

Mit Flimmit setzt der öffentlich-rechtliche Sender einen strategischen Schritt Richtung nonlinearen Fernsehkonsum und bezahlte Video on Demand-Angebote, wie dies zuletzt bereits internationale Player wie Netflix oder Amazon am österreichischen Markt taten. Zum Neustart reagiert Flimmit auch mit einem neuen Preismodell auf die internationalen Anbieter: Das Jahresabo gibt es vorübergehend um 49,90 Euro, was in etwa dem Tarif von Amazon Prime entspricht, später kostet es 75 Euro. Ein Monatsabo ist mit 7,50 Euro etwas günstiger als bei Netflix, das Drei-Monats-Abo kostet 19,90 Euro. Bezahlt wird mit Kreditkarte.

Ergänzung

"Der digitale Feinkostladen von Flimmit ist die perfekte Ergänzung zur ORF-Senderfamilie und unseren Video on Demand-Angeboten", sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Montag bei der Präsentation des neuen Flimmit-Angebotes. "Lineares Fernsehen ist zwar auch 2020 die dominante Art des Fernsehkonsums. Aber es wird in hohem Ausmaß um nonlineare Elemente ergänzt werden", so der ORF-Chef.

Finanzdirektor Richard Grasl sprach von einer "wirklichen Offensivmaßnahme" des ORF. Flimmit spielt dabei nicht die Rolle einer neuen ORF-Cash Cow, sondern sei eine strategische Partnerschaft und Entwicklung. "Es muss in dieser neuen On Demand-Welt auch Platz für österreichische Produktionen geben. Es gibt für den ORF keine andere Wahl, als hier selbst den Gatekeeper zu spielen", erklärte Grasl.

Investment

Inklusive Kaufpreis investiert der ORF zwei Millionen Euro in Flimmit. "In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir den Break even erreichen und mit Flimmit schwarze Zahlen schreiben", so Grasl. Über seine Tochtergesellschaften ORF-Enterprise und die ORF-Sendetechnik ORS hält der ORF derzeit 25,1 Prozent an dem Startup. 100 Prozent sollen es im Endausbau werden. Nach einer gerade laufenden wettbewerbsrechtlichen Prüfung durch die EU sollen noch heuer 88 Prozent dem ORF gehören.

Gegründet wurde Flimmit von Karin Haager, Walter Huber und Uli Müller-Uri. Die Partnerschaft mit dem ORF bezeichneten die Geschäftsführer als Meilenstein. "Über 20.000 bestehende Kunden vor dem Relaunch sind ein Beweis für die hohe Nachfrage nach österreichischen Inhalten", so Müller-Uri. Bisher zahlten die Flimmit-Kunden für den Abruf einzelner Inhalte. Im Zuge des neuen Abomodells will man mittelfristig eine "mittlere vierstellige Abonnentenzahl" erreichen, erläuterte Haager.

Größeres Angebot

Das Flimmit-Angebot wurde dazu in den vergangenen Monaten von rund 2.500 auf über 4.000 Filme und Serien ausgeweitet, darunter Produktionen wie die "Vorstadtweiber", "Braunschlag", "CopStories", "Bad Fucking" oder "Monsieur Claude und seine Töchter". Auch Dokus und Inhalte für Kinder gibt es. Zum Vergleich: Netflix bietet derzeit rund 1.600 Film- und Serien-Titel in Österreich an. Zuletzt zeigte Flimmit etwa vorab als kostenlosen Teaser die europäische Krimiserie "The Team", die derzeit im ORF läuft. Ähnliches planen ORF und Flimmit für die David Schalkos "Altes Geld". Die "Braunschlag"-Nachfolgeserie - laut Schalko "eine Art 'Dallas' für Geistesgestörte" - steht ab 27. März als Stream und Download via Flimmit zur Verfügung und ist danach erst im Herbst im ORF zu sehen.

"Es geht auch um eine Achse mit der österreichischen Filmwirtschaft", meinte Grasl. "Wir wollen die Wertschöpfungskette für österreichische Filmproduzenten verlängern. Die Produzenten können so ihre Angebote noch besser monetarisieren." Auch Wrabetz sprach von einer "wichtigen zusätzlichen Bühne für die österreichischen Filmwirtschaft". ORF-Finanzdirektor Grasl kündigte darüber hinaus auch Pläne für eine Klassik-Plattform via Flimmit an. Mit Rechteinhabern sei man bereits im Gespräch.

Neben Notebook und PC kann Flimmit auch über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets sowie am Fernseher genutzt werden. Auf neuen TV-Geräte-Generationen ist die Flimmit-App etwa bereits vorinstalliert. (APA, derStandard.at, 17.3.2015)