Eigentlich hätte Ann Sophie den 60. Eurovision Song Contest in Wien nur als Zuschauerin erlebt. Doch nachdem Andreas Kümmert, der Sieger des deutschen Vorentscheids, überraschend auf seine Teilnahme am Wettbewerb verzichtet hat, wird die 24-Jährige mit "Black Smoke" im Finale am 23. Mai die deutsche Fahne hochhalten und versuchen, die zuletzt durchwachsenen Ergebnisse vergessen zu machen.

Eurovision Song Contest

Denn für Deutschland lief es in den Vorjahren alles andere als nach Wunsch: Nachdem man dank "Fräuleinwunder" Lena und ihrem Siegertitel "Satellite" 2010 kollektive Glücksgefühle ausschütten durfte, mussten zuletzt Cascada und Elaiza herbe Niederlagen einstecken. Mit Letztgenannten teilt Ann Sophie jedenfalls ihren "Werdegang": Wie das Berliner Musikerinnentrio sicherte sie sich den Auftritt in der Vorausscheidungsshow "Unser Song für Österreich" mittels einer bei einem Clubkonzert ersungenen Wildcard.

Insofern lässt sich für die in London geborene und in Hamburg aufgewachsene Sängerin gleich doppelt festhalten: auf den letzten Drücker reingerutscht. Schließlich brachte der live ausgestrahlte Vorentscheid in Hannover am Donnerstagabend mit dem Verzicht von Kümmert für Ann Sophie die nächste faustdicke Überraschung. Eigentlich war sie mit dem durchaus anspruchsvollen "Black Smoke" nur auf dem zweiten Rang in der Zuschauergunst gelandet, doch der 28-jährige Bluessänger trat ihr seine Poleposition ab. "Ich bin nicht wirklich in der Verfassung, diese Wahl anzunehmen", erklärte er nach dem Sieg.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/dpa/Peter Steffen

Deshalb wird ganz Europa im Finale des ESC die im Midtempo angesiedelte Popnummer von Ann Sophie zu hören bekommen. Das von Michael Harwood, Ella McMahon und Tonino Speciale komponierte Stück bedient sich gleichermaßen souliger Versatzstücken wie tanzbarer Zwischenspurts - Ladysoul mit Tempo. Die Einschätzung, dass Ann Sophies Performance unter anderem an Lena erinnere, erscheint aber schon angesichts der betont selbstbewussten Bühnenperformance der diesjährigen ESC-Kandidatin etwas weit hergeholt. Diese dürfte auch ihrer zweijährigen Ausbildung am Lee Strasberg Theatre and Film Institute in New York geschuldet sein. Und für den ESC, bekanntermaßen eine der größten Bühnen der Welt, kommt wohl jede Vorbereitung gerade recht. (APA)