BetterWorks erlaubt auch die permanente Überwachung des Arbeitsfortschritts.

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Spielentwickler arbeiten kontinuierlich daran, die Belohnungszentren in den Gehirnen von Spielern effektiver zu simulieren. Dazu zählt allerdings nicht nur, Gegner mit gezielten Schüssen zur Strecke zu bringen und Abgründe in Jump 'n Runs zu überwinden, sondern auch, die erbrachten Leistungen mit anderen Spielern mittels Ranglisten zu vergleichen. Noch stärker ist der kompetitive Reiz, wenn eine persönliche Verbindung zwischen den Spielern besteht. Dieses Prinzip der Gamification machen sich Konzerne zunutze, um die Produktivität ihrer Mitarbeiter zu erhöhen - und dieses auch stärker zu kontrollieren.

Ständige Sichtbarkeit

Der US-amerikanische Softwarehersteller BetterWorks entwickelt Büroprogramme, die Prinzipien aus Videospielen, sozialen Netzwerken und Fitness-Tracking vereinen, um Angestellte zu motivieren. Von Mitarbeitern und deren Vorgesetzten definierte Kurz- und Langzeitziele sowie deren Erfüllungsgrad werden auf einer digitalen Übersichtsseite für alle Kollegen sichtbar aufgelistet. Die Leistungen anderer können gelobt oder getadelt werden, was den Druck weiter erhöht. Das persönliche Profil eines jeden Arbeiters zeigt außerdem einen Baum, der bei hoher Produktivität wächst und bei schlechter Performance wieder schrumpft. Die Applikation serverbasiert und ist auf Computern und mobilen Geräten sowie der Apple Watch verfügbar. "Das Ganze fokussiert sich darauf, wie man all diese Dinge [Leistungsevaluation der Mitarbeiter, Anm.] datengesteuerter machen kann", erklärt Kris Duggan, CEO von BetterWorks, gegenüber der New York Times.

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Tradition

Das Konzept ist nicht neu. Unternehmen setzen häufig auf Rivalität zwischen Kollegen und Belohnungen, um die Produktivität innerhalb des Betriebs zu steigern. In Fabriken hat diese Praxis eine lange Tradition und auch Fernfahrer werden unter Druck gesetzt, wie eine dreijährige Studie von Karen Levy des Analyseunternehmens Data and Society Research Institute zeigt. Die Leistungen der Fahrer werden in Pausenräumen veröffentlicht oder Bonuszahlungen an die Familien geschickt, was zu Druck sowohl von Zuhause als auch am Arbeitsplatz führt. "Wenn man Arbeiter damit ablenkt, dass sie das Spiel spielen, stellen sie die Regeln des Spiels nicht infrage", so Levy. (ul, derStandard.at, 16.3.2015)