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Im Mittelpunkt des Masern-Streits: die Impfung.

foto: ap/blaha

Wien - Zuletzt herrschte wegen der Masern in Graz und Wels Aufregung: An der Kinderklinik der steirischen Landeshauptstadt steckten sich eine Schwesternschülerin und ein Zivildiener mit der als Kinderkrankheit geltenden Virusinfektion an, die nicht geimpfte oder nach eigener Erkrankung immunisierte Erwachsene ebenso treffen kann - und in einem von 1000 Fällen zum Tod führt. Die Infizierten hatten jeweils zu dutzenden Menschen Kontakt, was weitere Neuerkrankungen wahrscheinlich macht.

In Wels erkrankte ein HTL-Schüler, auch in Wien und Niederösterreich wurden seit Jahresbeginn eine Reihe Masernfälle registriert. Damit sind 2015 österreichweit bereits 51 Menschen nachweisbar an Masern erkrankt, bei 34 weiteren geht man von einer solchen Infektion aus, ohne dafür eine Laborbestätigung zu haben: zusammengezählt 85 Fälle, also bereits nach elf Wochen rund 40 Prozent der Gesamtinfektionen des Vorjahres.

Weniger als 80 Prozent geimpft

Das weise darauf hin, "dass in Österreich keine ausreichende Herdenimmunität gegen Masern besteht", meint dazu die Wiener Virologin Heidemarie Holzmann. Dafür verantwortlich sei eine Durchimpfrate von unter 80 Prozent. Um Notwendigkeit oder Risiken der Masern-Immunisierung streiten Impfbefürworter und -gegner derzeit erbittert - während die Weltgesundheitsorganisation WHO eindeutig für die Impfung ist. 2014 seien europaweit in sieben Ländern 22.000 Masernfälle aufgetreten. Das Ziel, die Infektion bis Ende 2015 regional auszurotten, sei gefährdet.

Eine Blitzumfrage des Onlineportals Medizin Medien Austria ergab indes, dass sich 57,7 Prozent aller Allgemeinmediziner, Pädiater und Internisten für die Einführung einer Impfpflicht aussprechen - 24,7 Prozent allgemein, 29 Prozent nur für Krankheiten, die laut WHO besiegt werden sollen. Gesundheitsministerium und Ärztekammer sprachen sich zuletzt gegen eine Masern-Impfpflicht aus. (bri, DER STANDARD, 16.3.2015)