Wien - Der Haircut bei der Hypo-Abbaueinheit Heta wird auch bei vielen deutschen Finanzinstituten tiefe Spuren hinterlassen. Von der vor eineinhalb Wochen verhängten Aussetzung von Schuldenzahlungen sind Anleihen im Umfang von gut acht Milliarden Euro betroffen. Allein deutsche Banken und Versicherer halten davon zumindest 2,5 Milliarden Euro in ihren Büchern, berichtete das deutsche "Handelsblatt" vom Donnerstag.

Darin sei der 2,3 Milliarden Euro schwere BayernLB-Kredit noch gar nicht enthalten, so das Blatt – wobei die BayernLB selbst sagt, dass es wegen der Frankenentwicklung eigentlich schon 2,8 Milliarden Euro seien. Damit wäre man schon bei mehr als fünf Milliarden Euro. Das ist aber auch erst der Stand, soweit er bisher bekannt ist. Denn es haben sich erst ein paar Anleihenhalter offiziell identifiziert.

Österreich, ein reiches Land

Die zum italienischen Unicredit-Konzern gehörende Hypo Vereinsbank (HVB) hat bereits Risikovorsorge getroffen. "Ja, wir haben Papiere im niedrigen dreistelligen (Millionen-) Umfang", sagte der Vorstandsvorsitzende Theodor Weimer am Donnerstag. HVB-Finanzvorstand Peter Hofbauer geht davon aus, dass die öffentlich-rechtlich besicherten Verbindlichkeiten der ehemaligen HAA "zur Gänze bezahlt" werden. Zu einem "Bail-in" der Anleihegläubiger – einer Beteiligung an den Verlusten – werde es nach seiner Überzeugung nicht kommen, sagte Hofbauer, der selbst Österreicher ist. Österreich sei im Grunde ein reiches Land, sodass sich das Mitleid in Grenzen halten werde.

"Als Österreicher und Europäer" sei er froh, dass sich beide Länder in der EU befänden und der Disput heute ausschließlich juristisch gelöst werde, so Hofbauer. Vor 100 Jahren wären Landsmannschaften aufmarschiert, um das Geld vor Ort einzutreiben.

Österreich-Exposure (Angabe in Prozent des Deckungsstockvolumens) in den Deckungsstöcken öffentlicher Pfandbriefe (31. Dezember 2014).
Grafik: vdp, Berenberg Fixed Income Research

Quelle: vdp, Berenberg Fixed Income Research

Ernsthaft gefährdet sein soll aber in Deutschland durch das Heta-Moratorium nun die Düsseldorfer Hypothekenbank (Düsselhyp). Sie ist der Zeitung zufolge so stark in solche Anleihen engagiert, dass die Abschreibungen ihre Kapitalbasis gefährlich schmälern könnten. "Die können ein ernsthaftes Kapitalproblem bekommen", werden Finanzkreise zitiert.

Die kleine Pfandbriefbank aus Düsseldorf wies Ende 2013 einen Bestand von Heta-Anleihen im Umfang von 348 Millionen Euro aus. Ob sie seither Anleihen verkauft hat, ist unbekannt, zuletzt war ihr aktuelles Exposure auf 280 Millionen Euro geschätzt worden. Beide Summen wären für die Düsselhyp ein Problem: Ihr Kernkapital betrug im Juni 2014 gerade einmal 233 Millionen Euro.

Fitch schlägt Alarm

Die Ratingagentur Fitch schlug am Dienstagabend jedenfalls ungewöhnlich deutlich Alarm. "Der Zusammenbruch der Bank ist unvermeidlich, es sei denn, sie erhält Kapitalunterstützung", schrieben die Analysten. Sie stuften das Rating, das die eigenständige Überlebensfähigkeit einer Bank beschreibt, auf die niedrigste Stufe, die direkt über dem Zahlungsausfall liegt.

Auch andere deutsche Finanzinstitute bekommen das Heta-Moratorium zu spüren. Die Munich Re muss laut "Handelsblatt" einen dreistelligen Millionenbetrag abschreiben. Durch die Wertberichtigung dürfte das Ergebnis des ersten Quartals um einen zweistelligen Millionenbetrag belastet werden, hatte Munich-Re-Finanzvorstand Jörg Schneider am Mittwoch bei der Bilanzpräsentation erklärt. Bei der Deutschen Pfandbriefbank radierten Abschreibungen auf Heta-Anleihen zwei Drittel des Jahresgewinns aus. Die DZ Bank ist mit einem "mittleren zweistelligen Millionenbetrag" betroffen.

Schäuble in Wien

Das Thema hat mittlerweile die deutsche Regierungsebene erreicht. Am Donnerstagabend sollte Finanzminister Wolfgang Schäuble in der Wiener Hofburg ein Referat über europäische Finanzpolitik in Krisenzeiten halten – auf Einladung von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP). Neben der Griechenland-Krise dürfte es beim Gespräch der beiden Ressortchefs auch um die Heta gehen. Schäuble bereite aber keine Klage vor, so die Zeitung. Darüber war nach einer missverständlichen Äußerung Schäubles in Brüssel spekuliert worden.

In rund einem Jahr will die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Bescheide verschicken, wie die Gläubiger am Haircut beteiligt werden. Dagegen können die Betroffenen dann innerhalb einer Frist von drei Monaten klagen.

Gegen das seit 1. März laufende Rückzahlungsmoratorium und den danach zu erwartenden großen Schuldenschnitt gemäß dem seit 1. Jänner geltenden Bankensanierungs- und Abwicklungsgesetz werden von Investoren jede Menge Klagen erwartet. Zuletzt hat das laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg die deutsche FMS Wertmanagement – die Bad Bank der Hypo Real Estate (HRE) – im Zusammenhang mit einer 450-Millionen-Euro-Anleihe angekündigt, wobei es zunächst um eine am 6. März fällig gewesene Zahlung von 200 Millionen Euro zuzüglich Zinsen gehen soll. (APA, 12.3.2015)