Wien - Sie gehört zur Vergangenheit der Stadt genauso wie zu deren Gegenwart und Zukunft - die Migration. Das wurde am Mittwoch bei der Präsentation eines gemeinsamen Projekts von Stadt Wien und Wien Museum betont. Bis Mitte 2016 soll nun eine Sammlung von museumsrelevanten Objekten aus der Zeit der Anwerbung der sogenannten Gastarbeiter aus Jugoslawien und der Türkei erstellt werden.

Aufgenommen werden Exponate, die beim Anschauen Erkenntnisgewinn bringen, wie Wien-Museums-Direktor Wolfgang Kos es formulierte. Dies könnten Gegenstände, aber auch Bilder sein. Das Problem sei, dass gerade in einem Milieu der Armut oft wenig hinterlassen werde. Als erster Schritt sei eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden, die über die Ausgestaltung der Sammlung berate.

1960er bis 1990er Jahre

Projektleiterin Vida Bakondy betonte, dass der Schwerpunkt auf der Geschichte der Zuwanderung aus den klassischen "Gastarbeiter"-Ländern liegen werde. Erfasst werden soll die Zeitspanne vom Anwerbeabkommen in den 1960er-Jahren bis zum Anfang der 1990er-Jahre. Was die Aktion durchaus zu einer dringlichen mache - denn viele Gebrauchsgegenstände könnten bald schon verloren gehen, da sie nur selten aufbewahrt würden.

Die Geschichte der Migration soll anhand so alltäglicher Objekte wie Milchkartons (mit türkischer Aufschrift), Audiokassetten oder Teepackungen erzählt werden. Letztere würden mitunter auch dokumentieren, wie facettenreich die verschiedenen Aspekte dieses Themas seien.

Sammlungsprojekt

Das Sammlungsprojekt soll gemeinsam mit den migrantischen Communitys umgesetzt werden. Auch Präsentationen in Cafés oder Vereinen sind geplant. Ob und wie die Sammlung zu sehen sein wird, ist noch nicht fix. Laut Kos wird sie jedenfalls ins Depot aufgenommen - Exponate mit entsprechendem "Showeffekt" könnten aber durchaus Teil einer künftigen Dauerausstellung werden, befand er.

"Wir wollen auch gemeinsam Danke sagen", begründete die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) die Initiierung des Projekts, das mit 195.000 Euro dotiert ist. Die einstigen Gastarbeiter seien ins Ungewisse aufgebrochen, um ein besseres Leben zu finden. Dokumentiert seien deren Geschichte und Lebenszeugnisse aber nur unzureichend - im Gegensatz etwa zur Situation um die Jahrhundertwende, als Wien Anziehungspunkt für Menschen aus den Kronländern war. (APA, 11.3.2015)