Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: apa/Barbara Gindl

Frankfurt - Der richtige Zeitpunkt, die richtige Dauer: Pflanzen stimmen ihr Wachstum gekonnt auf Umweltbedingungen wie Licht und Temperatur ab und reagieren auf kleinste Änderungen. Dieses feine Messwerk nutzte Robert Buitenwerf, Doktorand am Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität, um die Vegetationsperioden vom tropischen Regenwald bis zu den borealen Nadelwäldern zu beobachten.

Buitenwerf untersuchte mithilfe von Satellitendaten, wann, wie lange und wie stark die grünen Lungen der Erde zwischen 1981 und 2012 gewachsen waren und stellte fest: "Es gibt fast keinen Winkel auf der Erde, der von den Veränderungen nicht betroffen ist." Auf 54 Prozent der Landoberfläche wich zumindest einer der betrachteten 21 Wachstumsparameter stark vom Mittelwert ab.

Früher Frühling, langer Herbst

Der Norden spürt bereits, wie sich der Frühling nach vorne verschiebt. Forscher weltweit dokumentieren die sichtbaren Auswirkungen auf Ökosysteme und einzelne Arten. Durch die Verschiebung der Vegetation brüten etwa Zugvögel in Dänemark nicht mehr zu dem Zeitpunkt, der das größte Futterangebot für sie bereithält. Der Herbst kehrt in den nördlichen Wäldern nun früher ein, insgesamt verlängert sich die Zeit des Wachstums und der Photosynthese aber. Weiter südlich hingegen werfen Laubbäume und Sträucher ihre Blätter später ab als bisher und dehnen so die Vegetationsperiode aus.

Die Studie rückt auch die weniger erforschte Südhalbkugel ins Licht: In den Savannen Südamerikas, Südafrikas und Australiens gibt es ähnliche Klimabedingungen und eine vergleichbare Vegetation, trotzdem passen sich Tiere und Pflanzen unterschiedlich gut an die verstärkten Trockenperioden mit wenig Pflanzenwachstum an. Hier könnten der Zustand und die Struktur der Ökosysteme eine wichtige Rolle spielen.

Wärmende Nordwälder

Nicht nur Ökosysteme sind von den raschen Veränderungen betroffen - der Wandel des Grüns beeinflusst auch das Klima. So senkten tropische Regenwälder die Temperaturen durch verdunstendes Wasser, während die dunklen nordischen Nadelwälder die Umgebung eher erwärmen könnten. Eine Änderung der Vegetationsperiode kann sich also in veränderten Temperaturen und Niederschlägen widerspiegeln.

Ob umgekehrt der Klimawandel an der Verschiebung des Pflanzenwachstums schuld ist, kann erst eine komplexere Analyse auflösen. Fest steht, dass die rasche Verschiebung weltweit alle Tier- und Pflanzenarten in Bedrängnis bringt, die sich nicht in derselben Geschwindigkeit anpassen können. (red, derStandard.at, 13.3.2015)