Die Blicke pendeln zwischen neugierig, fragend und skeptisch. Wer ist der Neue, was kann der, woher kommt der überhaupt? Am liebsten würde man sich am Jausenrucksack des Kleinen festhalten, um in solch schwieriger Situation auch nur kurz Halt zu finden. Doch der Zwischenmahlzeittransporter im Dino-Look hängt längst in der Garderobe, und das dazugehörige Kind hat sich bereits ohne Scheu zur Spielecke durchgekämpft. Man ist als Elternteil am ersten Kindergartentag eben meist ganz auf sich allein gestellt.

Nach den ersten Lebensjahren im gewohnten Familienverband stolpert man in der Regel völlig unvorbereitet in die Pädagogik-Welt des kleinen Mannes. Während der Junior mit diversem Bildmaterial bestmöglich vorbereitet wurde, machen sich Mama und Papa nur selten Gedanken über ihre Kindergartenzeit - die Tante wird's schon richten. Mitnichten!

Williger Elternteil, ordentlich gefordert

Eltern sind offensichtlich eine elementare Säule im frühkindlichen Pädagogik-Haus. Quasi die Gärtner im Garten der Kinder. Devise: Ordentlich mithackeln, sich dabei aber bitte immer schön im Hintergrund halten. Den Teevorrat für kalte Wintertage aufstocken, 100er-Packerln Servietten besorgen, einmal pro Woche die gesunde Jause in Gruppengröße vorbereiten (nein, Sojaschokopudding zaubert der Tante kein Lächeln ins Gesicht!), Fotos für den Gruppenraum, Bastelzeug fürs Laternenfest, Kuchen (selbstgebacken, bitte) am Geburtstag - dazu noch ein großes Plakat "Das ist meine Familie".

Man ist also als williger Elternteil ordentlich gefordert. Zum Gelingen des gedeihlichen Miteinanders ist eine funktionierende Kommunikation Voraussetzung. Doch genau hier geht man etwa in der Betreuungsstätte des Autorennachwuchses eigene bis eigenartige Wege. Mit gewohnter Regelmäßigkeit scheut man nämlich den direkten Kontakt und kommuniziert über gelbe Post-its. Die "Gatsch-Hose" ziert ein lieblich geklebtes "Waschen, dreckig", auf dem Rucksack leuchtet ein "Zwei Euro für die Bücherei", an der Strumpfhose im Rucksack findet sich ein "Zu warm für den Gruppenraum".

Foto: burg

Bisheriger Spitzenreiter: "Achtung Hundegacki" am Schuh des Sohnemanns. An der Sohle quillt der stinkende Rest von Wuffis Frühstück - doch Platz und Ruhe für ein Post-it findet sich immer. Auf die Nachfrage, warum man nicht gleich den Schuh vom gröberen Hundgacki-Anteil befreit hat, erntet man Erstaunen: Dazu sei einfach nicht genügend Zeit gewesen.

Glauben Sie mir, es ist eine echte Herausforderung, mit einem nur einseitig beschuhten Kind und einem verschissenen Schuh in Händen vom Kindergarten nach Hause zu gehen.

Seitdem ist die Angst in mir nur noch größer geworden, dass ich eines Morgens den Kindergarten meines Vertrauens betrete und mir Tante K. ein "Guten Morgen" aufs Hirn pickt. (red, derstandard.at, 10.3.2015)