Bei der Wiederverwertung von Siedlungsabfällen ist Österreich noch immer super, aber nicht mehr top. Deutschland ist laut dem EU-Umweltbericht beim Recycling an Österreich vorbeigezogen.

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Wien - Das Ziel ist, dass Kinder, die heute geboren werden, spätestens ab dem Jahr 2050 auf einem nachhaltigen Planeten innerhalb der ökologischen Grenzen leben können. "Dazu müssen aber auch heute die politischen Entscheidungen getroffen werden", sagt Hans Bruyninckx, der Exekutivdirektor der Europäischen Umweltagentur (EEA). Er stellte am Montag die Ergebnisse des EU-Umweltberichts SOER ("The European environment -- state and outlook") in Wien vor.

Vergangene Woche wurde der Report, der alle fünf Jahre erscheint und als Entscheidungsgrundlage europäischer Umweltpolitik gilt, in Brüssel präsentiert. Österreich war das erste Land auf der Präsentationstournee der Umweltagentur.

Österreich brauche sich "nicht zu verstecken"

Im Ländervergleich brauche sich Österreich "nicht zu verstecken", sagt Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP). So bescheinige der Bericht Österreich eine hohe Qualität bei den Wasserressourcen. Verbesserungen machte Rupprechter bei Flussbebauungen und beim Abwassermanagement fest.

Bei der Luftqualität sprach er im Vergleich zu vergangenen Jahren von einer "Erfolgsgeschichte". Die Emission von Stichoxiden (NOx) sei aber trotz des Erreichens von Verbesserungen weiter ein Problem. Wie beim Feinstaub wurden auch bei Stickoxiden Grenzwertüberschreitungen festgestellt.

"Haben mehr Biobauern als die USA"

Bei der biologischen Landwirtschaft ist Österreich mit einem 20-prozentigen Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche die klare Nummer eins. Der Report zeigte, dass nur sechs Prozent der Agrarfläche für Biolandwirtschaft genützt werden. "Wir sind das Bioland Nummer eins weltweit", sagt Rupprechter. "Wir haben mehr Biobauern als die USA." Für Rupprechter müsse hierzulande aber die Vermeidung von Lebensmittelabfällen besser werden.

Einen Spitzenplatz konstatierte der EU-Umweltbericht Österreich auch beim Recycling. Allerdings hat Österreich bei der Wiederverwertungsrate für Siedlungsabfälle (Haushaltsabfälle sowie haushaltsähnliche Abfälle von Unternehmen) den ersten Platz an Deutschland abgeben müssen. Während im Nachbarland die Rate von 2004 bis 2012 signifikant gestiegen ist, wurde in Österreich - freilich auf sehr hohem Niveau - eine leichte Verschlechterung festgestellt.

Österreich bleibt laut Report aber ein Musterland. Zum Vergleich: Während Österreich bei knapp 60 Prozent Wiederverwertung hält, sind es in Malta, der Slowakei oder Kroatien weniger als 15 Prozent. Das vereinbarte Ziel, die Recyclingrate von Siedlungsabfallströmen EU-weit bis 2020 auf 50 Prozent zu bringen, ist laut Umweltagentur in Gefahr.

Beunruhigender Ausblick

Einen europaweit beunruhigenden Ausblick sieht der Bericht vor allem beim Artensterben am Land und in Gewässern, beim steigenden Ressourcenverbrauch, bei der exzessiven Landnutzung oder bei den Treibhausgasemissionen. Der Klimawandel würde Probleme verschärfen. In den SPÖ-ÖVP-Verhandlungen zur Steuerreform sollten laut Rupprechter ökosoziale Aspekte "enthalten sein". "Das Ziel für Europa ist eine grüne Wirtschaft", sagt Bruyninckx. "Nicht ein grüner Sektor innerhalb der Wirtschaft." (David Krutzler, DER STANDARD, 10.3.2015)