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Ein aus Porträts getöteter Huthi-Kämpfer zusammengesetztes Poster von Hussein Badreddin al-Huthi, dessen Tod im September 2004 die Proteste der zaiditischen Minderheit im Jemen befeuerte.

Foto: EPA / Yahya Arhab

Sanaa/Riad/Wien - Saudi-Arabien beziehungsweise der Golfkooperationsrat (GCC: Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Oman) hat der Aufforderung des jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi stattgegeben, dass in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad Jemen-Gespräche stattfinden sollen: Allerdings fragt man sich, wer in Riad mit wem reden wird - denn dass die Huthi-Bewegung, deren Putsch in Sanaa den Jemen de facto in zwei Teile gespalten hat, nach Riad zu Verhandlungen geht, ist kaum anzunehmen.

Hadi residiert mit einem Teil seiner Regierung im südjemenitischen Aden, wohin er Ende Februar aus seinem Hausarrest in Sanaa floh und das er zum Regierungssitz erklärte. Das erinnert an libysche Verhältnisse, wo die Regierung in Tobruk, die Gegenregierung in Tripolis sitzt. Auch die GCC-Staaten haben ihre Vertretungen in Sanaa geschlossen und sind nach Aden übersiedelt, mit der Ausnahme des Oman, der sich immer seine eigene Linie innerhalb des GCC vorbehalten hat.

Eigene omanische Linie

Der Oman würde sich deshalb wohl auch als für alle - auch die schiitischen Huthis und den Iran, der als ihr Sponsor gilt - akzeptabler Verhandlungsort anbieten. Im Oman hatten 2013 auch die ersten US-iranischen Vorgespräche zu die späteren Atomverhandlungen stattgefunden, und Maskat widersetzt sich auch den saudischen Plänen für eine stärkere politische und militärische Integration innerhalb des GCC vis-à-vis dem Iran. Katar, den zweiten unsicheren Kandidaten im GCC, versuchen die Saudis schon seit einiger Zeit, wieder auf Linie zu bringen, und weichen dafür auch die eigene vom verstorbenen König Abdullah vorgegebene harte Linie gegen die Muslimbrüder auf.

Die Islah-Partei stärken

Das muss Riad auch tun, wenn es in Jemen an alte Beziehungen anknüpfen will: Der Aufstieg der Huthis, auch Ansar Allah genannt, von einer lokalen nördlichen Rebellengruppe zu einer national erfolgreichen Bewegung erfolgte auch deshalb, weil sich Saudi-Arabien von der bisher als stärkste Partei in Jemen geltenden Islah distanzierte: Sie ist der jemenitische Muslimbrüder-Ableger. Durch ihre Stärke bei den Stämmen und deren Milizen ist sie die einzige Kraft, die den Huthis nach der Spaltung und Schwächung des Sicherheitsapparats etwas entgegenzusetzen hätte.

Die zaidischen - das ist eine schiitische Untergruppe - Huthis werden nicht nur von Teheran unterstützt, sondern dienen dem 2012 vom GCC zum Rücktritt gezwungenen Expräsidenten Ali Abdullah Saleh auch als Vehikel für Machtausübung und ein versuchtes Comeback. Man sollte sich die Huthis und ihre Verbündeten aber keineswegs als soliden Block vorstellen: So meinen Experten, dass Teheran nicht die volle Kontrolle ausübt und dass auch Huthi-Anführer Abdelmalik al-Huthi seine Milizen nicht völlig im Griff hat. Er versuchte, nachdem die Huthis die nördliche Provinz Sadaa verlassen und im September Sanaa unter ihre Kontrolle brachten, seine Bereitschaft zur Machtteilung zu vermitteln.

Besuch des jordanischen Außenministers

Die Huthis haben zwar in Sanaa die alten Institutionen aufgelöst, sind aber weitgehend isoliert. Auch Russland, oft auf der iranischen Seite, betont, dass Hadi rechtmäßiger Präsident bleibt. Der Iran kann kein Interesse an einer totalen Konfrontation mit den saudischen Interessen im Jemen haben, zu einer Zeit, in der die USA - Außenminister John Kerry war vorige Woche in Riad - die Golfaraber zu überzeugen versuchen, dass ein erfolgreicher Abschluss der Atomverhandlungen dem iranischen Einfluss in der Region nicht noch weiter Tür und Tor öffnet.

Signifikant könnte in diesem Zusammenhang der Besuch des jordanischen Außenministers Nasser Judeh in Teheran sein: So ein Besuch würde nicht ohne Absprache mit den Saudis stattfinden. Saudi-Arabien hat aus mehreren Gründen ein starkes Interesse, den Jemen stabil zu halten: Schon jetzt gibt es zu viele jemenitische Arbeitsmigranten, zu denen sich dann auch Flüchtlinge aus dem Armenhaus der arabischen Welt gesellen würden. Und die jetzige Situation im Jemen, die sich als "Kampf gegen die Schiiten" instrumentalisieren lässt, stärkt Al-Kaida und eröffnet dem "Islamischen Staat" Möglichkeiten. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 10.3.2015)