Bild nicht mehr verfügbar.

Davis-Cup-Teamchef Stefan Koubek nominierte den richtigen Melzer, nämlich Gerald.

Foto: APA/BARRIA

Örebro - Die Hoffnung von Österreichs Davis-Cup-Team auf den Aufstieg in die Tennis-Weltgruppe 2016 lebt weiter. Die Truppe von Neo-Kapitän Stefan Koubek gewann am Sonntag das Erstrunden-Duell der Europa-Afrika-Zone I in Schweden 3:2, nachdem sie mit einem 1:2 in den Finaltag gegangen war. Doch Andreas Haider-Maurer und Gerald Melzer mit einem 6:1,6:1,6:3-Sieg holten die entscheidenden Punkte.

Für den 24-jährigen jüngeren der beiden Melzers war es sein zweiter Davis-Cup-Einsatz, nachdem er Anfang April 2014 in Bratislava gegen Lukas Lacko 6:4,3:6,2:6 verloren hatte. War es damals aber ein "dead rubber", als die Begegnung mit der Slowakei bereits verloren war, hatte der Niederösterreicher diesmal die gesamte Last auf seinen Schultern. Eine Niederlage gegen Christian Lindell hätte den Kampf gegen den Abstieg in Zone II bedeutet.

Von Nervosität war bei Gerald Melzer aber nichts zu bemerken, als er auf Wunsch seines Bruders Jürgen auf den Platz musste. Melzer senior hatte am Freitag sein Einzel gegen den 18-jährigen Elias Ymer und am Samstag im Doppel an der Seite von Alexander Peya gegen Robert Lindstedt/Johan Brunström verloren. Für das 2:2 hatte Haider-Maurer im zweiten und dritten Einzel mit Dreisatzsiegen gegen Lindell und Ymer gesorgt.

Lindell fest im Griff

Erst dadurch erhielt die Gerald-Melzer-Partie ihre Bedeutung. Während Koubek Haider-Maurer im ersten Sonntag-Match coachte, wurde der unerfahrenere vom routinierteren Melzer auf seine Aufgabe eingestimmt. "Der Jürgen hat das perfekt gemacht", erklärte Koubek danach. "Wenn Gerald so rausgeht bei 2:2, ist es perfekt. Wir haben gestern einige Gespräche geführt. Als Gerald dann gesagt hat, er ist geil auf die Partie, haben wir Bescheid gewusst."

Österreichs Nummer vier hatte Lindell dann tatsächlich von Beginn an im Griff, ging gegen den gebürtigen Brasilianer mit 4:0 in Front. Mit seinem dritten Break schloss er den ersten Satz ab. Der zweite Durchgang verlief nahezu identisch. Wieder stand es 4:0, das darauffolgende Ehren-Game in diesem Satz gelang Lindell aus seinem einzigen Break im Match. Im dritten Satz ließ es Melzer schließlich bei zwei Breaks bewenden, zum 2:1 und 6:3. Damit war der Aufstieg fixiert.

"Ich war sehr nervös. Aber Stefan und da ganze Team haben an mich geglaubt. Da war es dann nicht so schwer", sagt Melzer. Als 167. liegt Gerald Melzer in der Weltrangliste zwar nur um 67 Ränge vor dem 23-jährigen Lindell, der Klasseunterschied im Match war aber ein viel größerer.

Auf 2:5 verkürzt

Im Endeffekt bestätigte Gerald Melzer seinen heuer gezeigten Aufwärtstrend. Er hat 2015 auf Challenger-Ebene bereits ein Halbfinale und zwei Viertelfinali verbucht sowie Anfang Februar in Quito seinen ersten Matchsieg in einem ATP-Hauptbewerb gefeiert - übrigens gegen Haider-Maurer. Im Head-to-Head mit den in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts überragenden Schweden verkürzte Österreich auf 2:5.

Koubek zog letztlich positives Resümee: "Ich bin stolz auf die Jungs, es war ein sensationeller Tag. Über Gerald kann man nur sagen: 'Wow'." Für die Equipe geht es vom 17. bis 19. Juli mit einer Heimbegegnung gegen die Niederländer weiter. Koubek rechnet da auch wieder mit Dominic Thiem. Bei einem Erfolg würde es im September um den Aufstieg in die Weltgruppe gehen.

Haider-Maurer holte die Pflichtpunkte

Haider-Maurer bestätigte an diesem Wochenende seinen neuen Nummer-1-Status. Lindell hatte er am Freitag sowieso klar beherrscht, im heikleren Match gegen Ymer schaffte der 27-Jährige einen 6:4,7:6(6),6:3-Sieg und holte damit seine beiden Pflichtpunkte. "Ich habe den Druck gespürt, bin aber gut damit umgegangen. Ein Spiel gewinnen zu müssen, ist immer schwierig", erklärte Haider-Maurer nach seinem Wochenende ohne Satzverlust.

Der neue Verbandspräsident Robert Groß war vor Ort dabei. "Gerald Melzer hat die Partie bei 2:2 souverän nach Hause gespielt. Ich freue mich für die Mannschaft und möchte mich beim ganzen Team bedanken." Auch für das Match gegen "Oranje" zeigte sich der Oberösterreicher zuversichtlich: "Wenn Dominic Thiem dabei ist und Andreas Haider-Maurer weiterhin so gut spielt, sehe ich unsere Chancen auf einen Sieg sehr gut." (APA, 8.3.2015)

Tennis-Davis-Cup, Europa-Afrika-Zone I:

Schweden - Österreich 2:3

Elias Ymer vs. Jürgen Melzer 6:4 6:3 3:6 2:6 6:3
Christian Lindell vs. Andreas Haider-Maurer 3:6 4:6 2:6
Brunström/Lindstedt vs. J. Melzer/Peya 6:4 7:6 (10/8) 6:3
Elias Ymer vs. Andreas Haider-Maurer 4:6 6:7 (6/8) 3:6
Christian Lindell vs. Gerald Melzer 1:6 1:6 3:6