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Holding-Chef Günter Rhomberg sieht die Politik am Zug.


Foto: APA/Techt

Wien - Das Finanzloch bei den Bundestheatern vergrößerte sich in der abgelaufenen Spielzeit noch einmal um sechs Mio. Euro. Nach einem Bilanzverlust von 22,3 Mio. Euro für 2012/13 beträgt das negative Ergebnis in der gestern vorgelegten Konzern-Bilanz 2013/14 bereits 28,4 Mio Euro. Ein Verlust, mit dem man aber gerechnet habe, betonte der interimistische Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, Günter Rhomberg, bei einer Pressekonferenz.

Rhomberg war im vergangenen Jahr dem langjährigen Holding-Chef Georg Springer nachgefolgt, der im Zuge der bis heute nicht ausgestandenen Burgtheater-Causa früher als geplant in Pension ging. Mit Spekulationen um die noch immer ungeklärte Schuldfrage in der Causa wollte sich Rhomberg aber nicht aufhalten: "Überlassen wir das besser den Gerichten." Stattdessen drängte er auf rasche Entscheidungen der Politik, wie es mit dem angeschlagenen Konzern weitergehen soll.

Unter der Inflationsrate

Rhomberg wies, wie auch schon sein Vorgänger, auf die zu geringe Basisabgeltung des Bundes hin, die seit der Ausgliederung 1999 nur unter der Inflationsrate angehoben wurde. Dadurch hätten die Bundestheater bei gleichbleibenden Leistungen in diesen 15 Jahren 228,8 Mio. Euro weniger an finanziellen Mitteln von der öffentlichen Hand erhalten. "Hätte man sie laufend angepasst, läge sie heute bei 176,3 Mio. Euro jährlich", so Rhomberg. Derzeit erhält man aber nur rund 149 Mio.

In den nächsten zwei Monaten müsse sich entscheiden, welche Basis es für 2016/2017 geben soll, so Rhomberg. Denn im Rahmen der dreijährigen Planung habe man für diese Zeit schon kein Budget mehr erstellen können. Derzeit stopft man Finanzlöcher über den Verkauf von Immobilien. 2016 ist aber auch damit Schluss.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) kündigte am Freitagabend in der ZiB2 an, sich für eine höhere Basisabgeltung einsetzen zu wollen. Seine Aufgabe werde es sein, dies in den Gesprächen mit dem Finanzminister zu erreichen.

Von der Basisabgeltung abgesehen, gelte es jetzt vor allem auch an der Holding zu feilen, meinte Rhomberg. Es seien bereits zahlreiche Sparmaßnahmen gesetzt worden, etwa bei den Personalkosten. Auch Rhomberg selbst verdiene mit 140.000 Euro im Jahr deutlich weniger als sein Vorgänger, dessen Bezüge zuletzt bei über 260.000 Euro lagen.

Bei der zukünftigen Ausgestaltung der Holding plädierte Rhomberg für eine klarere Verteilung der Zuständigkeiten: "Wenn ich nur kontrolliere, brauche ich keine Holding. Ein Geschäftsführer darf nicht nur verwalten, sondern muss auch entscheiden." Jede Firma brauche einen Eigentümer, der entscheidet und dafür haftet. In der Burgtheater-Causa habe man den Eigentümer aber erst dann kontaktiert, als es bereits ein Problem gab, so Rhomberg.

Zumindest mit den Besucherzahlen der Bundestheater zeigte sich der Geschäftsführer zufrieden. In Summe erreichte man ein Plus, am Burgtheater ging der Besucherandrang trotz des Skandals nur leicht zurück. In der Staatsoper erreichte man erneut eine Sitzplatzauslastung von 99 Prozent. Insgesamt konnten sich Staatsoper, Burgtheater und Volksoper bei ihren 1.500 Vorstellungen über rund 1,3 Mio. Besucher freuen. Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf beliefen sich auf rund 50 Millionen Euro.

Kein Kommentar

Indes gab Ex-Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann in einem Gespräch mit dem STANDARD die Verantwortung für den Finanzskandal erneut an den ehemaligen Holdingchef Springer weiter. Dieser war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch Holding-Anwalt Bernhard Hainz sowie Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann möchten dazu keinen Kommentar mehr abgeben.

Hartmann behauptete in jenem Interview zudem, dass ein Falter-Kritiker die Süddeutsche Zeitung zitierte, ohne zu vermerken, dass der Artikel von ihm selbst war. Tatsächlich hat der Falter-Kritiker aber nur eigene Behauptungen wiederholt. (Stefan Weiss, DER STANDARD, 7.3.2015)