In ein Chalet am Nassfeld kann weiterhin investiert werden. Auch andere Crowdfunding-Formen sind in der Hotellerie angekommen.

Foto: Riedergarten Immobilien

Viele kleine Investoren finanzieren ein gemeinsames Projekt. Das klingt bestechend einfach, nennt sich Crowdfunding und ist auch in der Immobilienbranche angekommen. Bei der heurigen Mipim wird dem Trend eine ganze Session gewidmet: Zur Frage "Crowdfunding: Industry game changer?" diskutieren gleich am ersten Tag internationale Experten.

Für die Hotelbranche dürfte es kein "Game Changer" sein - zumindest wenn man Martin Schaffer vom Beratungsunternehmen MRP Hotels glaubt: Crowdfunding sei zwar ein wichtiges Thema, es bedeute aber keineswegs, so wie man vielleicht im ersten Moment glauben mag, schnelles Geld. Ganz im Gegenteil: Nicht nur Investoren wollen durch überdurchschnittliche Verzinsung befriedigt werden, auch die Plattform, die die Crowdfunding-Strukturen zur Verfügung stellt, will mitnaschen, so Schaffer.

In der österreichischen Hotellerie gibt es bereits erste Projekte: Der Bauträger Riedergarten Immobilien suchte vergangenen Herbst für ein Chalet des Alm Resort Nassfeld. Versprochen wurde Geldgebern eine jährliche Verzinsung von vier Prozent. Mindestens 1000 Euro mussten pro Person aufgebracht werden, insgesamt 300.000 Euro wurden angepeilt. Bisher kamen aber sogar 490.000 Euro von 106 Investoren zusammen - und in das Projekt kann laut Website weiter investiert werden. Demnächst soll ein zweites Crowdfunding-Projekt vorgestellt werden.

Finanzierung von Hotelumbau

Einen etwas anderen Weg geht die Plattform hotel-crowdfunding.com, die seit kurzem online ist. Dahinter stehen das Unternehmen Furnirent, das Einrichtung an Hotels vermietet, und die Crowdfunding-Plattform Conda. Derzeit kann auf der Website erst in ein Hotel, das Ferienhotel Knollhof in der Ramsau, investiert werden. Neue Hotelzimmer und -bäder sind geplant, mindestens 60.000 Euro dafür nötig. Rund 6000 Euro wurden dafür in den ersten Tagen bereits gesammelt. Lediglich der Umbau von Bestandsobjekten soll auf der Plattform finanziert werden, Neubauprojekte sind keine geplant - und das soll auch so bleiben, wie Paul Pöltner, Co-Geschäftsführer von Conda, betont.

Die Investition funktioniert über ein Gutscheinmodell: Wer für das derzeit beworbene Hotel einen Gutschein über 300 Euro kauft, der bekommt über eine bestimmte Laufzeit insgesamt das Doppelte in Form von Hotelgutscheinen zurück. "Ein spannender Ansatz" ist das für Schaffer - "aber nur für die Kleinsthotellerie geeignet". Der Nachteil des Modells liegt auf der Hand: Letztendlich kommt es die Hoteliers teuer zu stehen. Und egal ob Nachrangdarlehen oder Gutscheinmodell: Investoren schauen durch die Finger, wenn das Hotel pleitegeht.

Apartments im Hotel

"Crowdfunding wird ein Nischenthema bleiben", prognostiziert Martin Schaffer; damit könne zwar Aufmerksamkeit generiert werden, für Tourismusfinanzierung sei es aber kein wirkliches Instrument. Das Interesse an alternativen Finanzierungsformen steige aber, denn: "Hotels, die nicht in Städten sind, sind bei Banken und Investoren immer schwieriger zu platzieren."

Spannend findet der Experte auch eine andere Form des "Crowdfundings": Hotels, die nicht nur über Zimmer, sondern auch über Eigentumsapartments verfügen, die in die Hoteluntervermietung gehen. Ganz unproblematisch sei das aber nicht: Es drohen nämlich "kalte Betten", wenn die Wohnungen dann nicht untervermietet werden, sondern ein paar Wochen im Jahr von den Eigentümern selbst genutzt werden. Platz für individuellen Geschmack gibt es bei dem Modell nicht: "Wenn da ein Familienfoto hängt, dann wird das Apartment schwierig zu vermieten sein." (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 10.3.2015)