Maßnahmen zum Kampf gegen die Rezession, so beklagen Ökonomen, kommen oft zu einem Zeitpunkt, zu dem das Wachstum bereits anzieht. Sie erscheinen dann zwar besonders erfolgreich, sind aber in Wirklichkeit nutzlos und verstärken bloß die Volatilität des Konjunkturzyklus.
Genau dies droht die Europäische Zentralbank zu tun. Am Montag beginnt sie mit dem massiven Aufkauf von Staatsanleihen, um so die Zinsen zu drücken und die Wirtschaft zu beleben. Aber die Zinsen sind ohnehin auf Rekordtief, und die Eurozone hat nach Einschätzung der EZB-Ökonomen die Talsohle bereits durchschritten.
EZB-Präsident Mario Draghi verweist auf die Deflationsgefahr - er erwartet für heuer gar keinen Preisanstieg mehr. Doch schuld daran ist vor allem der niedrige Ölpreis, der auch entscheidend zum höheren Wachstum beiträgt. Und nach den Regeln der Notenbank fließt der Löwenanteil des frischen Geldes nach Deutschland, wo es bereits Negativzinsen auf Staatsanleihen gibt. Diese Geldspritze nützt den italienischen und spanischen Unternehmern, denen die Banken keine Kredite geben, wenig.
Vor zwei Jahren wäre ein solches Programm angebracht gewesen. Doch damals war die Politik noch nicht bereit dazu. Dr. Draghis Wundermedizin kommt zu spät, um dem Euro-Patienten zu helfen. Selbst wenn sie ihm nicht schadet - eine kohärente Geldpolitik ist das nicht. (Eric Frey, DER STANDARD, 6.3.2015)