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"Worüber werden wir morgen lachen?" Solange man an eine positive Zukunft glaubt, wiegen auch die größten Sorgen nicht ganz so schwer.

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Viktor Frankl, Begründer der Logotherapie, war fest von der heilenden Kraft des Humors überzeugt.

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Wo ist die Freude, wo ist das Unsinnige, wo ist die Pause vom Sinnvollen? - Diese Fragen sind für Eckart von Hirschhausen sinnvoll.

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"Es gibt kaum etwas im menschlichen Dasein, das dem Menschen so sehr und einem solchen Ausmaß ermöglicht, Distanz zu gewinnen, wie der Humor", schrieb Viktor E. Frankl (1905-1997). Der Begründer von Logotherapie und Existenzanalyse, der sogenannten dritten Schule der Wiener Psychotherapie, war fest von der heilenden Kraft des Lachens überzeugt.

Diese Einstellung teilt er mit dem deutschen Mediziner, Kabarettisten und Autor Eckart von Hirschhausen ("Die Leber wächst mit ihren Aufgaben"), der 2008 seine Stiftung "Humor hilft heilen" gründete und mit Cliniclowns und anderen Organisationen mehr Lachen in Spitäler bringt. Anlässlich der bevorstehenden Eröffnung des ersten Viktor-Frankl-Museums am 26. März hielt er im ausverkauften Wiener Gartenbaukino einen Benefizvortrag über die Wichtigkeit des Humors.

Mit Psychotherapie spielen

Eckart von Hirschhausen nimmt sich kein Blatt vor dem Mund, wenn er sich über den eigenen Berufsstand und den Alltag in Artzpraxen und Spitälern lustig macht. Nicht immer politisch korrekt, mitunter etwas brachial, manchmal aber auch subtil und leise. Er darf das, er ist Arzt. Wer im Gartenbaukino einen klassischen Comedy-Abend erwartet hatte, wurde bitter enttäuscht. Zum Lachen gab es dennoch einiges.

"Warum hat die Psychotherapie ein so unglaublich ernstes Image?", fragt Hirschhausen das wohl überwiegend "therapieerfahrene" Publikum. Sie sei oft zu verkopft, dabei gebe es "unglaublich viele Möglichkeiten, damit zu spielen". Statt immer nur (vermeintliche) Probleme in den Mittelpunkt zu stellen, solle man ruhig auch einmal fragen: Wo ist die Freude, wo ist das Unsinnige, wo ist die Pause vom Sinnvollen? Wann erholt sich die Seele? Was sind die eigenen Ressourcen?

Schließlich könne das Geschehene, das Erlittene, ohnehin nicht ungeschehen gemacht werden - das wusste kaum jemand besser als der Psychiater und Neurologe Viktor Frankl, der jahrelang in NS-Konzentrationslagern inhaftiert war. Trotz des unermesslichen Leids bewahrte er stets seinen Optimismus, glaubte an ein Leben danach. "Worüber werden wir morgen lachen?", fragte er sich und seine Mitgefangenen.

"Freiheit, die Haltung zu wählen"

Frankl überlebte die Zeit im KZ und bewahrte seine positive Einstellung bis zu seinem Tod im Jahr 1997. "Finding a new end to an old story", ein neues Ende zu finden für eine begonnene Geschichte, darum gehe es in der Psychotherapie, sagt Hirschhausen. Umzugehen lernen mit der Vergangenheit und Dingen, die ohnehin nicht mehr zu ändern sind. Stattdessen im Hier und Jetzt leben und nach vorne zu blicken. "Die größte Freiheit ist es, in unserem Kopf die Haltung zu wählen", schrieb Frankl.

Innere Ressourcen mobilisieren, schwierige Situationen meistern - dabei kann der Humor helfen. Das zeigt sich bei Kindern, die lange im Spital waren. "Fragt man nach ihren Erinnerungen im Krankenhaus, antworten sie: 'An den Besuch der Clowns'. Es sind diese kurzen, positiven Momente, die oft das größte Glück bedeuten", sagt Hirschhausen. Lachen löst Spannungen, befreit, tut gut. Das zeigen längst auch Studien. Oder Hirschhausen-Witze wie dieser: "Steht ein Dalmatiner an der Supermarktkassa, fragt ihn die Kassiererin: 'Sammeln Sie Punkte?"

Mehr lachen

Als Therapeut solle man sich das zunutze machen, und ruhig auch mal seinen Patienten Filme wie "Patch Adams" oder "Das Leben ist schön" als Hausübung mitgeben. Bei der nächsten Sitzung über die eigenen Empfindungen beim Sehen zu reflektieren, könne überaus heilsam sein.

Nach einer kurzweiligen Stunde ist Hirschhausens Botschaft - die nicht zuletzt auch Werbung in eigener Sache ist, wie auch die angebotenen 30 Euro teuren Hirschhausen-CDs zeigen - angekommen. Im Grunde kennt sie das Publikum schon längst, aber gerade in Zeiten der allgegenwärtigen Krisen kann sie nicht oft genug wiederholt werden: Lachen ist wichtig. (Florian Bayer, derStandard.at, 5.3.2015)