Beirut - Bei einer gewaltigen Explosion und anschließenden Kämpfen in der nordsyrischen Stadt Aleppo sind am Mittwoch laut Aktivisten mehr als 30 Menschen getötet worden. Nach dem Sprengstoffanschlag auf ein Geheimdienstgebäude lieferten sich die Aufständischen Gefechte mit den Regierungstruppen, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte.

Mindestens 20 Soldaten und 14 Rebellenkämpfer seien getötet worden. Aleppo ist seit Mitte 2012 umkämpft. Nach Angaben der Beobachtungsstelle griffen die Rebellen die Zentrale des syrischen Luftwaffen-Geheimdienstes in Aleppo an. Sie hatten demnach unter dem Gebäude einen Tunnel gegraben und brachten darin große Mengen Sprengstoff zur Explosion. Ein ranghoher Vertreter der syrischen Armee bestätigte die Angaben: "Die Attentäter sprengten einen Tunnel in die Luft und setzten dann ihren Angriff rund um das Geheimdienstgebäude fort."

Die radikalislamische Al-Nusra-Front erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, ihre Kämpfer hätten mit verbündeten Rebellen den Sitz des Geheimdienstes und die umliegenden Gebäude gestürmt. Nach Angaben der Beobachtungsstelle gelang es ihnen aber nicht, die Geheimdienstzentrale einzunehmen. Die Regierungstruppen seien von der libanesischen Hisbollah-Miliz unterstützt worden, erklärten die Aktivisten, deren Angaben von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen sind. Die Kämpfe dauerten am Abend an, beide Seiten schickten nach Angaben der Beobachtungsstelle Verstärkung nach Aleppo.

Die mit der Regierung in Damaskus verfeindeten Rebellen hatten in Aleppo bereits mehrere Anschläge verübt, indem sie große Sprengstoffladungen in selbst gegrabenen Tunneln zur Explosion brachten. Im Dezember wurden bei einem solchen Angriff sieben Soldaten getötet, im Mai 2014 sprengten die Aufständischen ein von der Armee besetztes früheres Luxushotel in die Luft.

Aleppo ist seit Juli 2012 de facto zwischen Rebellen und der Regierung geteilt. Die humanitäre Lage in der Stadt ist katastrophal. Am Sonntag scheiterte der Plan des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura für eine vorübergehende Waffenruhe in der Großstadt. Die syrische Opposition in Aleppo lehnte den Vorschlag ab und verlangte eine "umfassende Lösung des syrischen Dramas", die auch den Rücktritt von Präsident Bashar al-Assad und eine Verfolgung von "Kriegsverbrechern" umfassen müsse. De Misturas Plan sah eine Kampfpause in Aleppo vor, um humanitäre Hilfe für die Bewohner zu ermöglichen. (APA, 4.3.2015)