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"Vom Bundesministerium für Inneres werden 'Stille SMS' zur Ermittlung von Standortdaten nicht eingesetzt", erklärt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.

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Während sogenannte stille SMS derzeit in Deutschland massiv für die Überwachung von Personen eingesetzt werden, setzen österreichische Ermittler kaum auf diese Überwachungstechnik. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage hervor, die von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) beantwortet wurde.

Allerdings bekommen Handynutzer hierzulande regelmäßig unsichtbare SMS, da alle drei Handynetzbetreiber derartige Nachrichten verschicken. A1, T-Mobile und "3" nutzen die Technik, um Handys besser auf ihr Netz abzustimmen. Die Mobilfunker sprechen von "OTA-SMS". A1 versendet solche "Over the air"-SMS, um seine bevorzugten Roamingpartner auf den SIM-Karten zu speichern. Bei T-Mobile kommen derartige Nachrichten etwa bei der Erstaktivierung einer SIM-Karte zum Einsatz.

Einsatz als Ortungswanzen

Mithilfe stiller SMS können Mobiltelefone allerdings auch geortet werden. Die Nachricht wird auf dem Display des Empfängers nicht angezeigt, sein Telefon bestätigt jedoch unbemerkt den Eingang der Nachricht. So können etwa durch eine permanente Ortung Bewegungsprofile von Handynutzern erstellt werden. Diese Funktion wird von österreichischen Behörden in Notfällen eingesetzt, etwa bei der Ortung von Mobilfunkteilnehmern durch Notrufträger, bestätigt A1 dem WebStandard auf Anfrage.

Auch Innenministerin Mikl-Leitner betont, dass "Standortabfragen ausnahmslos nach den einschlägigen Bestimmungen des Sicherheitspolizeigesetzes und der Strafprozessordnung an den jeweiligen Mobilnetzbetreiber gerichtet" würden.

Stille SMS zur Überwachung

Der deutsche Verfassungsschutz setzt diese Funktion für die Überwachung ein. Im zweiten Halbjahr 2014 versendete der deutsche Inlandsgeheimdienst 142.000 stille SMS an die Mobiltelefone von Verdächtigen. Damit hat er fast dreimal häufiger Handys heimlich geortet als in den ersten sechs Monaten des Jahres.

Manipulation mit Schadcode

Mithilfe stiller SMS können Hacker und Angreifer allerdings auch ältere Handy-SIM-Karten manipulieren. Nötig sind dazu lediglich einige wenige stille SMS mit einem Schadcode, die an das Mobiltelefon geschickt werden. Anschließend kann der Hacker mit der fremden Karte telefonieren, ankommende Anrufe auf fremde Nummern umleiten, SMS verschicken und Gespräche belauschen. Allerdings muss man dafür die Verschlüsselung der SIM-Karte kennen. Laut den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden haben die NSA und deren britisches Gegenstück GCHQ deswegen den SIM-Karten-Hersteller Gemalto ausspioniert und bestohlen.

App registriert stille SMS

Ob man selbst stille SMS bekommt, kann man mit der Android-App Snoopsnitch herausfinden. Sie zeigt an, wann und von welcher Nummer die heimliche Nachricht gekommen ist. (Markus Sulzbacher, derStandardat, 13.3.2015)